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Nachhaltiges Bauen: DGNB veröffentlicht Studie zu CO2-Emissionen von Bauwerken
Der Bau- und Gebäudesektor liegt laut dem Bericht des UN-Umweltprogramms „2020 Global Status Report for Buildings and Construction – Towards a zero-emissions, efficient and resilient buildings and construction sector” beim Treibhausgasausstoß weltweit auf Rekordniveau. Rechnet man die Emissionen der Bauindustrie zu den betrieblichen Emissionen hinzu, ist der Sektor für mittlerweile 38 Prozent (9,95 Gigatonnen CO2 ) der gesamten globalen energiebezogenen CO2-Emissionen verantwortlich. Die Branche steht vor der Aufgabe, den CO2-Ausstoß im Gebäudebereich bis 2030 zu halbieren. Die zunächst wohl weiterhin steigenden Emissionen von Gebäuden und der Bauwirtschaft machen es um so notwendiger, nachhaltig zu bauen.
Was bedeutet „nachhaltig bauen“ in einem Land wie Deutschland konkret
In erster Linie gilt es, den Energiebedarf zu reduzieren und Materialstrategien zu entwickeln, die die Kohlenstoffemissionen über den gesamten Lebenszyklus hinweg reduzieren. Ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Bauen bedeutet in dieser Hinsicht nicht nur den Einsatz neuartiger und wiederverwertbarer Baumaterialien, wie beispielsweise recyclebarer Beton, sondern auch das Vermeiden hoher Transportkosten durch die bewusste Entscheidung für regionale Bauteile und Baustoffe. Die in den letzten Jahrzehnten erfolgreiche Fokussierung auf die Reduktion des Energieverbrauchs pro Quadratmeter im Betrieb von Gebäuden hat auf der anderen Seite zu einer Erhöhung der verbauten „grauen“ Energie geführt. Diese in Baustoffen enthaltene Energie (z. B. Dämmmaterialien) wurde selten bedacht – obwohl Bauschutt 60 Prozent des deutschen Abfallaufkommens ausmacht. Der Effizienzgewinn im Betrieb wurde zudem dadurch wieder aufgewogen, dass die Fläche pro Nutzer/Bewohner stetig zugenommen hat. Insofern liegt ein Schlüssel zu nachhaltiger Baukultur künftig in einer variablen Nutzung, die Leerstandsperioden von Räumen und Lebensphasen der Bewohner berücksichtigt. Flexible Nutzungskonzepte einzelner Gebäuden oder auf Quartiersebene ersparen Neubau!
Mit dem Ziel, nachhaltiges Bauen künftig noch stärker zu fördern, riefen einige Pioniere aus der Bau- und Immobilienwirtschaft im Jahr 2007 die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V. ins Leben. Mittlerweile zählt die DGNB über 1.500 Mitgliedsorganisationen, die die gesamte Wertschöpfungskette der Bau- und Immobilienwirtschaft repräsentieren: Architekten, Bauherren, Investoren, Planer, Kommunen und Wissenschaftler. Das Nachhaltigkeitskonzept der DGNB legt dabei ökologische, ökonomische, soziokulturelle und funktionale Aspekte zugrunde und prüft anhand dieser Punkte auch die Technik, den Bauprozess und den Standort bei der Planung und dem Bau von Gebäuden. Bis zu 40 Kriterien fließen in die Bewertung von Gebäuden gemäß DGNB Zertifizierungssystem ein. Je nach Erfüllungsgrad dieser Kriterien vergibt die DGNB Zertifikate in Platin, Gold, Silber oder Bronze.
Großteil der Emissionen entsteht noch vor Gebäudenutzung
Im Rahmen einer Studie hat die DGNB jetzt 50 zertifizierte Gebäude hinsichtlich ihres CO2-Fußabdrucks ausgewertet, 46 Büro- und vier Wohngebäude mit einer Brutto-Grundfläche zwischen 600 und 40.000 Quadratmetern. Ein zentrales Ergebnis: Die meisten Treibhausgasemissionen eines Gebäudes entstehen noch vor der tatsächlichen Nutzung – bei der Herstellung und Errichtung. Die Hebel zur Reduktion dieser verbauten CO2-Emissionen liegen unter anderem in der Bauweise, den Bauteilen mit großer Masse und der Nutzungsdauer der Baustoffe. Die Studie liefert Planenden und Auftraggebenden konkrete Benchmarks für ihre eigenen Bauprojekte. Die zuständige DGNB-Abteilungsl