Ist das noch Arbeit oder schon Urlaub?

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Von Bleisure bis Workcation: Mobiles Arbeiten hat viele Facetten. Unternehmen können davon im Wettbewerb um Talente profitieren – wenn sie den Trend sinnvoll nutzen. Was Sie dabei im Auge behalten sollten, zeigt die Aon Studie „International People Mobility“.

Mitten in der Pandemie war all das weit entfernt: Geschäftsreisen, Auslandsaufenthalte, digitale Nomaden. Nach dem großen Shutdown aber war die Lust groß, sich wieder in Bewegung zu setzen. Und heute, Mitte 2024? Ist mobiles Arbeiten wieder Trends – und vielerorts Normalität.

Alles bleibt anders

Das international führende Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen Aon hat im 1. Quartal 2024 eine Umfrage zu aktuellen Trends in der „International People Mobility“ durchgeführt. Befragt wurden 350 Teilnehmende (76 Prozent aus dem HR-Bereich) aus 37 Ländern, davon 82 Prozent aus EMEA-Regionen.

Die Studie zeigt, dass sich die Rahmenbedingungen für mobiles Arbeiten stark verändert haben. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Geopolitische Verschiebungen, die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten schaffen neue Risiken. ESG, wachsende Compliance-Anforderungen und internationale Vergütungspolitik beeinflussen das Management von internationalen Arbeitsmodellen. Aber auch Aspekte wie Diversität, Gleichstellung und Inklusion wirken sich auf mobiles Arbeiten aus.

Den Arbeitsaufenthalt mit Freizeit zu verbinden, liegt im Trend, beispielsweise unter den Labels „workcation“ („work“ & „vacation“) und „bleisure“ („business“ & „leisure“). Oder Arbeitgeber suchen – der globale Fachkräftemangel lässt grüßen – gezielt im Ausland nach Mitarbeitenden, um ihren Talentpool zu vergrößern. Stimmen die Rahmenbedingungen, muss das Talent dafür nicht mal das Heimatland verlassen. Generell ist mobiles Arbeiten als wichtiger Benefit zu sehen, der ein Entscheidungskriterium für Arbeitnehmende bei der Wahl ihres Arbeitsplatzes darstellt. Unternehmen, können sich auf diese Weise als Arbeitgeber positionieren, dem die Bedürfnisse der Mitarbeitenden am Herzen liegen. 

Was beeinflusst mobiles Arbeiten?

Nach den wichtigsten Einflussfaktoren gefragt, nennen 51 Prozent der befragten Unternehmen an erster Stelle Inflation und steigende Preise. An zweiter Stelle (49 Prozent) rangiert der globale Fachkräftemangel. Der Wettbewerb um Talente setzt HR-Abteilungen unter Druck, gefragt ist ein grenzübergreifendes Personalmanagement, um dieser Herausforderung zu begegnen.

Politische Instabilität und Konflikte liegen auf Platz 3 der Einflussfaktoren (22 Prozent). Dabei herrscht Unsicherheit unter den Befragten, in welchem Ausmaß sich diese geopolitischen Faktoren langfristig auf ihre Strategie auswirken werden.

Trends im Fokus

Obwohl ESG-Kriterien in der diesjährigen Umfrage um einige Plätze zurückgefallen sind (Platz 6 vs. Platz 3 in 2023), spielen sie eine Schlüsselrolle im Hinblick auf mobiles Arbeiten. 65 Prozent der befragten Unternehmen haben eine ESG-Policy implementiert. 52 Prozent geben an, weniger Geschäftsreisen zugunsten von Umweltzielen zu tätigen, 47 Prozent realisieren ein Programm zum Ausgleich von reisebedingten CO₂-Emissionen.

Als weiteren relevanten Trend in Bezug auf mobiles Arbeiten nennt die Studie Diversity, Equity, Inclusion und Belonging (DEIB).  Dahinter steht der Anspruch, für Sicherheit und Wohlbefinden einer immer vielfältigeren Belegschaft zu sorgen – egal, von wo aus für das Unternehmen gearbeitet wird. Dazu gehören beispielsweise faire und wettbewerbsfähige Tarife in unterschiedlichen Ländern, oder die Sicherheit für LGBTQI+-Geschäftsreisende.

Ebenso wichtig ist das Zugehörigkeitsgefühl von Mitarbeitenden. Augenfällig wird dies etwa bei längeren Auslandseinsätzen, wo es für die Expats darum gehen kann, trotz großer Distanzen Verbundenheit zum Unternehmen beispielsweise in Form individueller Benefits zu erleben.

Die Hälfte der befragten Unternehmen hat sich im Rahmen von ESG-Strategien mit globaler Mobilität befasst, für ein Fünftel von ihnen gehört die faire Entlohnung zu den drei größten Herausforderungen bei internationalen Einsätzen.

Digitale Nomaden, Hybridarbeitende und Workcation beschreiben einen weiteren aktuellen Trend: Remote Working, vor allem gern praktiziert von Millenials und der GenZ. 62 Prozent der Unternehmen lassen eine kurzfristige Fernarbeit zu. Moderne Technologien machen es leicht, aus der Ferne zu arbeiten. Andererseits sind HR-Verantwortliche bei allen Formen des Remote Working gefordert, Themen wie Arbeitssicherheit, Compliance, Steuern und Versicherung im Blick zu behalten. Fast 40 Prozent der Befragten haben aktuell keine Richtlinien, die das Remote Working regeln, oder sie kennen sie nicht. Für 58 Prozent gehören Compliance, Sozialversicherung und Steuerthemen zu den drei wichtigsten Herausforderungen beim Arbeiten aus der Ferne.

Bei langfristigen Entsendungen sieht die Lage ähnlich aus. EU-Verordnungen oder lokale Richtlinien fordern HR- und Global Mobility-Manager gleichermaßen, für spezielle Personengruppen sind Entsendungen sehr beliebt. Allerdings bieten nur 42 Prozent der Unternehmen Benefits oder Services während des Auslandsaufenthaltes an.

Fazit

Mobiles Arbeiten ist ein zentrales Instrument, um Talenten ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten, das es mit den richtigen Rahmenbedingungen abzusichern gilt. Es gilt ein Spektrum komplexer Fragen rund um Compliance, Versicherungen, Benchmarking, EU-Richtlinien, ESG-Kriterien, DEIB, Vergütung und Benefits abzudecken und miteinander in Einklang zu bringen. Dabei ist es von Bedeutung, neben klassischen Leistungen zusätzliche Absicherungen und Unterstützungsleistungen – wie z.B. Employee Assistance Programmen (EAP) – anzubieten, um dem gesteigerten Bedürfnis nach Wellbeing auch oder gerade im Rahmen des internationalen Reisens zu entsprechen. Um eine erfolgreiche Mobilitätsstrategie zu schaffen, müssen Arbeitgeber weiter gehen, als nur ihre Fürsorgepflicht zu erfüllen: Reisesicherheitsleistungen, wie z.B. Notfallevakuierungen, Travel Tracking oder schlicht eine Vorab-Information der Mitarbeitenden in Punkto Sicherheit im Reiseland stellen in Kombination mit Benefits, die über die Übernahme medizinischer Kosten hinausgehen und u.a. auch Unfälle auf Dienstreisen, Privathaftpflichtrisiken oder das eigene Reisegepäck absichern, ein attraktives Gesamtpaket dar. Die Strategie in Einklang mit der gelebten Unternehmenskultur kann so langfristig klare Vorteile für Arbeitgeber mit sich bringen – und für zufriedene Arbeitnehmer sorgen.

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Tanja Löhrke
Head of Health Solutions & Global Benefits DACH
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