Trotz Insolvenzen und Krisen: Die Digitalisierung hält Einzug in die Kreditversicherung

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„2023 wird ein schwieriges Jahr“, so wird der Deutschlandchef einer großen internationalen Unternehmensberatung in der Presse zitiert. Ist die Dauerkrise das neue Normal? Im Marktreport 2022 hatte Aon bereits über die wirtschaftlichen Folgen durch Corona, des Ukraine-Kriegs, der Kosten- und Zinsentwicklung, des Arbeitskräftemangels sowie der geopolitischen Verwerfungen berichtet. Was hat sich seitdem im Hinblick auf Kredit- und Finanzierungsrisiken geändert?

Marktsituation

Das Bruttoinlandsprodukt ist zwei Quartale in Folge geschrumpft, Deutschland ist demnach in eine (zunächst „technische“) Rezession gerutscht. Die Insolvenzquote zieht an, allerdings derzeit noch nicht in besorgniserregendem Maße. Auch ist festzustellen, dass die Branchen recht unterschiedlich stark von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen betroffen sind. Besonders schwer haben es aktuell die Textil- und Bauwirtschaft, es gibt allerdings auch Insolvenzen im Automotive-Bereich. Aber auch aus anderen Branchen melden viele Unternehmen zunehmend Schwierigkeiten bzgl. Der Finanzierung und Liquidität; auch weil Coronahilfen zurückerstattet werden müssen und der Staat sich mit weiteren Unterstützungsleistungen eher zurückhält. Nicht ohne Sorgen blickt die Wirtschaft zudem nach China. Eine Umfrage der Europäischen Handelskammer ergab, dass das Geschäftsumfeld in China so schlecht wie seit zwei Jahrzehnten nicht mehr bewertet wird. Gründe sind u. a. eingetrübte Wachstumsaussichten sowie zunehmende politische Hürden.

Ausblick

Nach allem wird sich künftig folgende Frage wieder häufiger stellen: „Was soll das heißen, die haben Insolvenzantrag gestellt?“. Die schlichte Antwort darauf lautet: Forderungen gegen insolvente Abnehmer fallen aus. Das führt zu einem Liquiditätsverlust, der wiederum die eigene Kreditwürdigkeit schmälern kann. Es stellen sich aber auch eine Reihe von Folgefragen: Wie sieht es mit der Durchsetzung von Eigentumsvorbehaltsrechten aus? Wie ist dem Ansinnen des Insolvenz- oder Sachwalters nach Weiterbelieferung zu begegnen? Was bedeutet ein Gläubigerpool oder wie ist mit einem Sanierungsplan umzugehen? Es hat sich bereits in der Vergangenheit gezeigt, dass die Unternehmen im großen Vorteil sind, die im Falle einer Insolvenz ihrer Abnehmer definierte Prozesse haben. Gerade auch im Hinblick auf etwaige Kreditversicherungen gibt es zahlreiche Melde- und Handlungsobliegenheiten, die unbedingt beachtet werden müssen.

Markttrends

Trotz vorgenannter Entwicklungen ist der Kreditversicherungsmarkt bislang recht stabil. Die Risikokapazitäten und Zeichnungsquoten sind nach wie vor grundsätzlich gut und auch die Versicherungsprämien zeigen keine ungewöhnlichen Entwicklungen. In der Kreditversicherung ist die Schadenquote nicht signifikant gestiegen. In den Fokus rückt die Kautionsversicherung zur Entlastung der Banklinien, da Unternehmen ihre Finanzierung breiter aufstellen oder schlicht ihre Banklinien anders nutzen müssen. Auch die Digitalisierung findet zunehmend Eingang in den Kreditversicherungsmarkt. Es zeigt sich, dass vermehrt IT-Tools und APIs angeboten werden, um die Kommunikation und Prozesse zwischen Versicherungsnehmer, Makler und Versicherer zu automatisieren. Neue Ansätze gibt es zudem im Bereich „E-Commerce“. Es wird ein jährliches Wachstum für den B2B-E-Commerce-Markt bis 2027 von 17,6 % erwartet.1 Voll automatisierte Versicherungs- und Finanzierungslösungen für B2B-Shops mit Echtzeitentscheidungen spielen zunehmend eine wichtige Rolle.

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Dr. Kai Engelsberg, LL.M.
Mitglied der Geschäftsleitung | Credit Solutions | Aon

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