Benchmark-Analysen zur betrieblichen Altersversorgung

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Die betriebliche Altersversorgung nimmt bei Mitarbeitenden einen hohen Stellenwert ein, der zunehmend weiter an Bedeutung gewinnt. Unternehmen stehen dabei oft im Zwiespalt: Auf der einen Seite möchten sie ihren Mitarbeitenden eine attraktive Versorgungszusage gewähren, auf der anderen Seite müssen sie die Kosten dafür innerhalb eines vereinbarten Rahmens halten und unnötige Risiken vermeiden. Ein Vergleich mit dem Markt/-niveau kann dabei helfen, die verschiedenen Möglichkeiten der betrieblichen Altersversorgung zu erkennen und für die eigenen Anforderungen einzuordnen. Stephanie Zelosko und Angelika Brandl von Aon Wealth Solutions sind Expertinnen, wenn es um betriebliche Altersversorgung geht. Im 5-Fragen-Interview erklären sie, welche Bedeutung Benchmark-Analysen in diesem Bereich haben, wie Unternehmen von diesen profitieren können und mit welchen Lösungen Aon sie hier unterstützt.

Wann kann die Durchführung einer Benchmark-Analyse zur betrieblichen Altersversorgung für Unternehmen interessant sein?

Angelika Brandl: Benchmark-Analysen sind häufig der erste Schritt von Veränderungsprozessen. So auch bei der Einführung oder Umgestaltung von betrieblichen Altersversorgungssystemen. Sie kommen für alle Unternehmen in Betracht, egal, ob die Unternehmen bereits eine betriebliche Altersversorgung anbieten oder dies erst beabsichtigen. Eine Benchmark-Analyse kann also sowohl eine Motivation zur Einführung einer betrieblichen Altersversorgung liefern als auch möglichen Anpassungsbedarf und Optimierungspotenziale aufzeigen. Aufgrund von Veränderungen des wirtschaftlichen und rechtlichen Umfelds ergeben sich immer wieder neue Gestaltungsmöglichkeiten oder auch -erfordernisse im Bereich der betrieblichen Altersversorgung, die durch regelmäßige Benchmark-Analysen erkannt und berücksichtigt werden können.

Da die betriebliche Altersversorgung zunehmend auch für die Mitarbeitergewinnung und -bindung entscheidend sein kann, ist es für Unternehmen sinnvoll, die Wettbewerbsfähigkeit der eigenen Versorgungspläne zu kennen und aktuelle Markttrends stetig im Blick zu haben, um sich entsprechend positiv positionieren zu können. Eine Benchmark-Analyse liefert dazu datengestützte Aussagen, die für die Kommunikation mit Mitarbeitenden, den Arbeitnehmervertretern und auch mit Bewerbenden genutzt werden können.

Welche verschiedenen Arten von Benchmark-Analysen zur betrieblichen Altersversorgung kann man sich vorstellen?

Stephanie Zelosko: Aon bietet im Wesentlichen drei Arten von Benchmark-Analysen an.

Die für den Kunden schnellste Form, sich über die Ausgestaltung und aktuellen Trends der betrieblichen Altersversorgung zu informieren, ist eine kurze schriftliche Stellungnahme zu den für den Kunden interessanten Themen. Eine solche Einschätzung bezieht sich normalerweise auf alle Branchen und geht damit über das vom Kunden betrachtete Marktsegment hinaus. Die Aussagen basieren in erster Linie auf Wissen zum allgemeinen Markt. Unter Umständen können auch Besonderheiten einzelner Branchen berücksichtigt werden.

Deutlich aussagekräftiger ist die Durchführung einer qualitativen Analyse, bei der die wichtigsten Merkmale des Versorgungsplans des Kunden mit denen anderer Unternehmen verglichen werden. Welche Unternehmen in den Vergleich einbezogen werden, wird mit dem Kunden abgestimmt. Es ist eine Auswahl nach Branche, Größe oder Region möglich. Die Ergebnisse des Vergleichs werden in grafischer Form zusammengefasst und durch Erläuterungen ergänzt. Aussagen zu den in den Vergleich einbezogenen Versorgungsplänen anderer Unternehmen lassen sich letzteren nicht zuordnen, sodass diesbezüglich eine Anonymität gewahrt wird.

Die aufwendigste Art der Benchmark-Analyse ist die Auswertung von quantitativen Merkmalen. Hierbei werden üblicherweise der Beitragsumfang und/oder die Leistungshöhen für vom Kunden ausgewählte Musterpersonen berechnet und im Vergleich zu anderen Unternehmen dargestellt. Wie bei der qualitativen Analyse hat der Kunde auch bei der quantitativen Analyse die Möglichkeit, Kriterien zur Auswahl der Vergleichsunternehmen vorzugeben. Aussagen zu quantitativen Merkmalen der Versorgungspläne anderer Unternehmen erfolgen wiederum in anonymisierter Form.

Was sind beliebte Themen, die in einer Benchmark-Analyse zur betrieblichen Altersversorgung untersucht werden?

Stephanie Zelosko: Unternehmen interessieren sich sehr dafür, ob ihr finanzieller Aufwand für die betriebliche Altersversorgung im Marktvergleich angemessen ist. Daher ist der Arbeitgeberbeitrag wohl das am häufigsten untersuchte Merkmal. Beispielsweise hat ein Vergleich von etwa 200 Unternehmen ergeben, dass der Median der Beitragssätze für Gehaltsbestandteile bis zur BBG bei 2,6 Prozent und der Median der Beitragssätze für Gehaltsbestandteile über der BBG bei 7,0 Prozent liegt. Die Bandbreite der Beitragssätze ist jedoch in beiden Bereichen sehr groß.

Ein weiteres beliebtes Thema, gerade im Hinblick auf die Reduzierung von Kosten und Risiken, sind der Umfang und die Ausgestaltung der Verzinsung. Unternehmen mit älteren Versorgungszusagen haben häufig noch eine Garantieverzinsung zugesagt, die in ihrer Höhe deutlich über dem Markt liegt. Bei unserer letzten großen Untersuchung lag der Median der Garantiezinssätze nur noch bei 1,25 Prozent. Im Gegensatz dazu nimmt die Zahl der Versorgungspläne, in denen neben der Garantieverzinsung zusätzlich eine Überschussbeteiligung vorgesehen ist, immer weiter zu.

Für Unternehmen, die eine Neueinführung der betrieblichen Altersversorgung planen, sind zudem Themen wie der Durchführungsweg, die Finanzierung – also rein-arbeitgeberfinanziert, rein-arbeitnehmerfinanziert oder gemischt-finanziert – sowie die Auszahlungsformen von großem Interesse.

Welche aktuellen Gestaltungstrends der betrieblichen Altersversorgung lassen sich am Markt beobachten?

Stephanie Zelosko: Aktuelle Versorgungspläne der betrieblichen Altersversorgung sind (fast) immer beitragsorientiert und funktionieren häufig nach dem sogenannten Sparprinzip, also ähnlich wie ein Sparkonto. Der Trend geht dahin, keine feste Verzinsung, sondern lediglich den Erhalt eines bestimmten Prozentsatzes der eingezahlten Beiträge – welcher auch niedriger als 100 Prozent sein kann – zu garantieren. Teilweise wird den Mitarbeitenden auch die Möglichkeit eingeräumt, Einfluss auf die Anlagestrategie ihres angesammelten Versorgungsguthabens zu nehmen und eine chancenorientierte oder risikominimierte Kapitalanlage zu wählen.

Dies führt uns zum nächsten Trend, den wir beobachtet haben: Flexibilität für die Mitarbeitenden. Sehr viele Versorgungspläne sehen Optionen für die Mitarbeitenden vor. So kann von den Mitarbeitenden z. B. der Zeitpunkt des Leistungsbezugs flexibel gesetzt oder bestimmte Leistungskomponenten, wie Hinterbliebenen- oder Erwerbsminderungsschutz, hinzu- oder abgewählt werden. Auch das Angebot verschiedener Auszahlungsmöglichkeiten ist marktüblich.

Ein weiterer, bereits seit einiger Zeit beobachtbarer Markttrend ist die Beteiligung der Mitarbeitenden an der Finanzierung der Versorgungspläne und die Bezuschussung der Entgeltumwandlung auch in den nicht-versicherungsförmigen Durchführungswegen durch sogenannte „Matching“-Beiträge des Arbeitgebers.

Welchen Mehrwert kann Aon für Unternehmen mit der Durchführung einer Benchmark-Analyse zur betrieblichen Altersversorgung generieren?

Angelika Brandl: Die Durchführung einer Benchmark-Analyse zur betrieblichen Altersversorgung kann für Unternehmen sehr aufwendig sein, da sie in der Regel keine oder nur wenige Informationen zu den Versorgungsplänen ihrer Wettbewerber vorliegen haben.

Uns liegen Informationen zu den offenen, aktuell gültigen Versorgungsplänen von etwa 200 Unternehmen unterschiedlicher Größenordnungen und Branchen vor. Außerdem haben wir Standardprozesse, um weitere, ggf. auch gezielt selektierte Unternehmen mit in unsere Untersuchungen einzubeziehen. Wir stellen sicher, dass unsere Kunden im Rahmen von Benchmark-Analysen aktuelle Informationen erhalten und die Vertraulichkeit der Daten stets gewährleistet ist.

Damit unsere Kunden nicht „Äpfel mit Birnen“ vergleichen, bieten wir Experteneinschätzungen und sachgerechte Interpretationen der Benchmark-Ergebnisse. Gerne stehen wir für gemeinsame Diskussionen mit den Kunden zu Markttrends und aktuellen Entwicklungen zur Verfügung. Dadurch können unsere Benchmark-Analysen der wohlüberlegten Vorbereitung von Entscheidungen dienen und stellen eine fundierte Grundlage zur Kommunikation an alle Stakeholder dar.

Fazit

Nicht nur bei der Einführung oder Umgestaltung der betrieblichen Altersversorgung kann sich für Unternehmen ein Blick über den Tellerrand lohnen. Anhand individueller, auf die Bedürfnisse zugeschnittener Benchmark-Analysen erhalten Unternehmen datengestützte Aussagen zur Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Versorgungsplans sowie Einblicke in aktuelle Markttrends und neue Gestaltungsmöglichkeiten. Dadurch können Unternehmen ihre betriebliche Altersversorgung optimieren und die angestrebte Position im Marktvergleich erreichen.

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Ansprechpartner

Angelika Brandl
Aktuarin (DAV / IVS) | Partner Wealth Solutions | Aon
+49 89 52305 4785

Stephanie Zelosko
Senior Consultant – Actuarial Services Aktuarin DAV / IVS
+49 611 17208 6820

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