Politische Risiken bei Auslandsinvestitionen: Worauf Unternehmen bei der Absicherung achten müssen

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Die Welt befindet sich im Wandel und auch die Risikolandschaft verändert sich und wächst zunehmend. Die hohe Dynamik macht es immer schwerer, Aussagen darüber zu treffen, welche Länder als kritisch und welche als sicher einzustufen sind. So können beispielsweise Wahlen überall und zu jeder Zeit neue Risiken hervorbringen und einen enormen Einfluss auf Investitionstätigkeiten im Ausland haben. Und auch weitere unerwartete Ereignisse können plötzlich die Existenz von Unternehmen mit Aktivitäten im Ausland bedrohen. Ein aktuelles Beispiel ist der Ukraine-Krieg, dessen Ausbruch selbst Experten bitter überraschte – und das, obwohl es bereits seit 2014 im Land brodelte.

Besorgniserregend sind derzeit aber auch die politischen Risiken in China, dessen aggressive Expansionspolitik beinhaltet, dass zugrundeliegende Verträge oft einseitig zugunsten Chinas vereinbart werden und Enteignungsrisiken steigen, wenn diese Verträge nicht eingehalten werden können. Die angespannte Beziehung zwischen China und Europa sorgt zunehmend dafür, dass Unternehmen, die vor Ort Geschäfte machen, zwischen die politischen Fronten geraten und stellt diese vor ein inzwischen unkalkulierbares politisches Risiko.

Solche Risiken betreffen alle Unternehmen, sowohl familiengeführte Mittelständler, in denen die Unternehmensleitung mit eigenen Geldern haftet, als auch große Dax-Konzerne, die auch gegenüber ihren Gesellschaftern haften und Risiken abwenden müssen. Während Neuinvestitionen häufig vom Staat geschützt werden, gilt es insbesondere für Unternehmen, die bereits seit einigen Jahren eine Investition im Ausland haben und dort gewachsen sind, ihren Bilanzschutz zu überprüfen. Denn hier kann nur der private Markt Deckung leisten.

„Die Welt, in der wir heute leben ist sowohl wirtschaftlich als auch demografisch und geopolitisch unbeständiger als je zuvor.“

Thomas Bieneck, Member of Executive Board, Aon Credit

Politische Risiken: Was bedeutet das eigentlich?

Wer an politische Risiken denkt, denkt in der Regel zunächst an Krieg oder politische Unruhen. Doch tatsächlich fallen unter diesen Begriff noch zahlreiche weitere Risiken, die Unternehmen mit Produktionsstandorten, Tochtergesellschaften oder Joint Ventures im Ausland nicht auf der Agenda haben und demnach auch nicht absichern. Grundsätzlich bezeichnen sie Risiken, die außerhalb der Kontrolle eines Unternehmens liegen. Das jeweilige Ereignis kann also weder durch den Verkäufer noch durch den Käufer beeinflusst werden, sondern wird vielmehr durch den Export- bzw. Importstaat, eine staatliche Behörde oder ein staatliches Gremium ausgelöst und hat dabei mitunter einen bedeutenden Einfluss auf das Exportgeschäft oder die Investition. Ausgelöst werden solche Risiken nicht selten durch Neuwahlen und damit einhergehender wachsender Unsicherheit im Land oder durch sogenannte „hoheitliche Eingriffe“, also staatliche Anordnungen von oben.

Politische Risiken im Überblick

Politische Risiken im Überblick

Augen auf beim Versicherungsschutz: „Terror & Political Violence“ (Sach) vs. „Politische Risiken“ (Bilanzschutz)

Natürlich haben sich Unternehmen mit Sitz oder Vermögenswerten im Ausland mit ihrem Versicherungsschutz befasst und verfügen über unterschiedliche Deckungen, beispielsweise, um häufige Risiken der Betriebsunterbrechung abzuwehren. In der Regel beziehen sich die Lösungen hier jedoch auf Sachpolicen (Terror & Political Violence). Ein großer Dunkelbereich bleibt dabei allerdings ungeschützt: Bilanzen (z. B. Vermögenswerte, Eigenkapital oder Fremdkapital), die trotz fortlaufenden Betriebs maßgeblich gefährdet sein können. So zum Beispiel, wenn die Regierung im Gastland diese Positionen beschlagnahmt oder Unternehmen enteignet bzw. Unternehmen gezwungen werden, ihr Geschäft aufzugeben. Sie hätten dann keine Lizenz mehr, um die Firma dort zu führen oder dürften nicht mehr aus dem Land heraus exportieren. Neben einer klassischen Sachversicherung „Terror and Political Violence“-Deckung sollte deshalb unbedingt geprüft werden, ob zusätzlich eine Deckung der politischen Risiken sinnvoll ist, um das Eigenkapital, Gesellschaftsdarlehen und Darlehen von Finanzinstituten sowie permanente und mobile Vermögenswerte (Gebäude, Lagerbestände) zu schützen. Eine solche Deckung schützt vor sämtlichen politischen Risikoereignissen, die einen grundlegenden Einfluss auf Auslandsinvestitionen haben:

  • Enteignung
  • erzwungene Geschäftsaufgabe
  • Konvertierungs- und Transferrisiken
  • Vertragsbruch mit einem öffentlich-rechtlichen Geschäftspartner

Dabei bilden immer die Buchwerte der Auslandsbilanz die Basis der Deckung. Da die Risiken in diesem Bereich sehr individuell sind, kann die Police je nach Bedarf durch unterschiedliche Bausteine erweitert werden. So kann der Versicherungsschutz der politischen Risiken beispielsweise auch auf die Deckung bei Entzug ausländischer Betriebslizenzen oder andere diskriminierende unerwartete Handlungen des ausländischen Staates sowie auf Krieg, Bürgerkrieg, innere Unruhen, Streik und Terror aufgrund politischer Ereignisse ausgedehnt werden. Der maßgeschneiderte Schutz bleibt darüber hinaus auch dann erhalten, wenn sich die Situation im jeweiligen Land verschlechtern sollte.

Entscheidungen über Schutz und Wachstum sind heute wichtiger denn je

In einer Zeit, in der die Welt Tag für Tag immer volatiler wird, nehmen auch die Risiken bei Auslandsinvestitionen zu – und das längst nicht mehr nur außerhalb Kerneuropas. Unternehmen, die im Ausland tätig sind, sollten ihre Vermögenswerte, ihre individuelle Risikoexponierung und ihre bestehende Absicherung in jedem Fall kritisch hinterfragen und gegebenenfalls handeln. Aon unterstützt Kunden nicht nur bei der Risikobewertung, sondern auch dabei, die für sie richtigen Entscheidungen zu treffen.

„Wir empfehlen grundsätzlich allen Unternehmen mit Auslandsinvestitionen, eine Neubewertung vorzunehmen. Denn eine Lösung aus der Schublade gibt es nicht, da jedes Bilanzrisiko ganz individuell ist. Wir betrachten daher zunächst die Höhe der Auslandsinvestition an sich. Beträgt diese beispielsweise nur 1 % der Assets, ist eine extra Deckung vielleicht gar nicht erforderlich. Andernfalls schauen wir uns anschließend das Land, in dem die Investition stattfinden soll, dessen finanzielle Stabilität und die Risikosituation vor Ort an. Im letzten Schritt werden dann maßgeschneiderte Lösungen entwickelt. Dabei arbeiten wir quasi an einem Gerüst vertraulich mit den Versicherern zusammen, auf dessen Basis schließlich der Versicherungsschutz entsteht.“

Silja-Leena Stawikowski, Senior Expert Political & Special Risk, Aon Credit
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