Terrorrisiken: Kriegsschäden und Unruhen beeinflussen Risikoappetit bei Versicherungen

Lesezeit: 4 Minuten

Die letzten Jahre erwiesen sich für einige Versicherer als besonders herausfordernd. Die Versicherer hatten gerade die Covid-19-Pandemie überstanden und schon eskalierte der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine. Insbesondere die eingetretenen Kriegsschäden sowie der Anstieg von zivilen Unruhen haben sich negativ auf die Schadenstatistik der Versicherer von Terrorrisiken ausgewirkt.

Laut einer Studie des Versicherers AGCS ist es gerade zwischen dem zweiten und dritten Quartal des Jahres 2022 zu einem Anstieg von zivilen Unruhen gekommen. Einer der Hauptgründe hierfür sind auch die aktuell immer noch anhaltende erhöhte Inflation und die damit verbundene gesellschaftliche Unruhe sowohl bei Privatpersonen als auch bei Unternehmen1,2.

Auch das Thema Unruhen durch „Klima-Demonstranten“ geriet in den Fokus der Versicherer. Im Jahr 2022 führten diese Proteste zu Schäden sowohl an öffentlichem als auch privatem Eigentum. Europa und explizit Deutschland sind hiervon besonders betroffen.

Mit dem Hamas-Angriff auf Israel ist die Gefahr, von einem terroristischen Anschlag betroffen zu sein, angestiegen. Das Bundesamt für Verfassungsschutz warnt in diesem Zusammenhang auch in Deutschland vor einer erhöhten Gefahr. Bereits in den letzten Wochen wurden mehrere islamistische Anschläge durch Sicherheitsbeamte verhindert3.

Marktsituation

Durch die Kriegsschäden in der Ukraine sowie den Anstieg von Unruhen haben einige Versicherer ihre Kapazitäten stark eingeschränkt oder sind im Extremfall sogar komplett aus dem Versicherungsmarkt ausgeschieden. Auch die Rückversicherer leiden unter den eingetretenen Schäden und der hohen Inflation. Kapazitäten über den Rückversicherungsmarkt können nur zu höheren Preisen angeboten werden. Versicherungsschutz kann für die Länder Russland, Ukraine und Belarus ausnahmslos nicht mehr vereinbart werden.

Im Rahmen von z. B. unbenannten Versicherungsorten erwarten einige Versicherer unterjährig für einige vorher definierte Regionen (z. B. Toronto, Brüssel oder Frankfurt) eine separate Anmeldung neuer Risiken, da sie sonst das Kumulrisiko nicht mehr richtig bestimmen können. Besonders aufmerksam schauen die Versicherer auch auf das Land Moldawien. Laut verschiedener Medien gab es immer wieder Gerüchte über eine mögliche „russische Invasion“. Einige Versicherer forderten dementsprechend auch für Moldawien einen Territorialausschluss analog dem Ausschluss für Russland, Ukraine und Belarus.
Seit dem Terroranschlag der islamistischen Hamas vom 7. Oktober 2023 verlangen einige Versicherer auch einen Territorialausschluss für Israel.

Aufgrund einer möglichen Eskalation des sogenannten „Taiwan-China-Konflikts“ verhalten sich die Versicherer bei der Zeichnung von Risiken in Taiwan eher zurückhaltend. 

Der Risikoappetit vieler Versicherer hat deutlich abgenommen, insbesondere wenn eine Deckung der Gefahr Political Violence (innere Unruhe / Streik / Aufruhr, böswillige Beschädigung, Aufstand / Revolution / Rebellion und Meuterei / Putsch) angefragt wird. Eine Absicherung von Kriegsschäden stellt sich zudem als „Königsdisziplin“ dar. 

Die Versicherer analysieren die zu versichernden Risiken genau. Bei der Prämienkalkulation berücksichtigen die Versicherer die geografische Lage eines zu versichernden Standorts stärker als in den letzten Jahren. Versicherungsschutz für unbenannte Versicherungsorte wird daher nicht mehr von allen Versicherern akzeptiert.

Ausblick 

Der Markt bleibt volatil und wird auf Veränderungen der Gefährdungslagen sofort reagieren. Versicherte Unternehmen benötigen einen langen Atem, wenn es um besonders gefährdete oder symbolträchtige Objekte geht bzw. wenn sich diese in der Nähe des zu versichernden Objekts befinden (Nachbarschaftsgefährdung / fehlende Kapazitäten in Ballungsgebieten). Aufgrund der eingetretenen Schäden und negativen Prognosen hinsichtlich der Gefahren, wie z. B. Unruhen oder Streik, wird weiterhin mit steigenden Prämien insbesondere für den Gefahrenteil Politische Risiken gerechnet – je nach Exponierung zusätzlich verbunden mit weiteren Deckungseinschränkungen. 

Markttrends

Die Versicherer möchten auf wirtschaftliche oder politische Ereignisse zeitnah reagieren, weshalb sie sich an Angebote, im Gegensatz zu früher, zum Teil nur wenige Tage binden. Die Betriebsart des zu versichernden Unternehmens spielt bei den Versicherern eine immer größere Rolle. Die Einhaltung der ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) steht für die Versicherer auch in der Sparte Terror im Fokus. Besonders in Ländern und Regionen mit erhöhter Gefährdungslage werden Kapazitäten knapper.


Beitrag teilen

Ansprechpartner

Barbara Beaupoil-Bettermann
Strategic Broker Property/Terror | German Broking Center
+49 208 7006-1471

Christian Bünck
Junior Broker Property/Terror | German Broking Center
+49 208 7006-2070

Kommentar verfassen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

1 × 3 =