Der Versicherungsmarkt im Wandel: Globalisierung, Regulierung und Digitalisierung als zentrale Herausforderungen

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Die Versicherungsbranche steht vor wegweisenden Veränderungen: Während deutsche Unternehmen ihre globale Präsenz ausbauen, fordern neue Regulierungen wie FiDA mehr Datentransparenz.

Gleichzeitig stellen Digitalisierung, Fachkräftemangel und ESG-Anforderungen die Branche vor große Herausforderungen. Ein Überblick über aktuelle Entwicklungen und strategische Antworten.

Internationaler Service im Fokus

Ein deutlicher Trend zur Internationalisierung prägt die deutsche Wirtschaftslandschaft. Immer mehr Unternehmen investieren im Ausland und verlagern ihre Produktionsstandorte über die Landesgrenzen hinaus. Diese Entwicklung stellt neue Anforderungen an die gesamte Versicherungsbranche – insbesondere an die Fähigkeit, Unternehmen bei ihrer internationalen Expansion kompetent zu begleiten.

Viele Versicherungsmakler können ihre Kunden nicht in allen gewünschten Ländern betreuen. Die Qualität der internationalen Netzwerke wird damit zum entscheidenden Erfolgsfaktor.

Digitalisierung und Personalengpässe

Die Versicherungsbranche, insbesondere die Industrieversicherer, tut sich schwer mit der digitalen Transformation. Viele IT-Projekte werden zwar angekündigt, versanden aber oder zeigen kaum Fortschritte. Selbst in klassischen Bereichen wie der Kfz-Versicherung mangelt es an effizienten digitalen Lösungen.

Herausforderungen in der Kfz-Flottenversicherung

Im Bereich der Kfz-Flottenversicherung zeichnet sich eine weitere Sanierungsrunde mit Preissteigerungen von 10 bis 15 Prozent ab – hauptsächlich getrieben durch explodierende Reparaturkosten. Der Fachkräftemangel verschärft die Situation zusätzlich, vor allem bei der Bearbeitung von Frequenzschäden. Schon im First Level Support fehlt es an Personal für die grundlegende Schadenbearbeitung.

PFAS-Problematik in der Chemiebranche

Unternehmen aus der Chemiebranche sehen sich mit besonderen Herausforderungen konfrontiert: Bei PFAS-Themen starten sie oft bei einer nicht vorhandenen Deckung und müssen dann für einzelne Bereiche Versicherungsschutz rechtfertigen. Für Unternehmen mit wenigen PFAS-Berührungspunkten stellt sich die Situation deutlich entspannter dar – bei etwa neun von zehn Unternehmen gibt es keinen Pauschalausschluss.

Die Zukunft des Datenaustauschs

Die Branche steht vor zentralen Weichenstellungen im Umgang mit dem Datenaustausch über verschiedene Plattformen. Verschiedene Initiativen zeigen bereits mögliche Ansätze, wie der Datentransfer selbstbestimmt und effizient gestaltet werden kann. Aon unterstützt dabei alle Maßnahmen, die die internationale Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Marktes stärken. Der Austausch und die sichere Übertragung von Daten sind dabei unverzichtbare Schlüsselfaktoren. Beispielhaft können hier die Aktivitäten des GDV – zuletzt auch vom GVNW thematisiert – und auch BiPRO genannt werden, den Aon selber seit Jahren begleitet.

Ohne solche eigenverantwortlichen Lösungen droht eine externe Regulierung, beispielsweise durch die EU-Verordnung FiDA (Financial Data Access Regulation). Diese würde Versicherer und große Makler verpflichten, ihre Kundendaten auf Anforderung in Echtzeit und in strukturierter Form bereitzustellen. Um dies zu vermeiden, ist die Versicherungswirtschaft gefordert, praxisnahe und marktweit nutzbare Lösungen zu entwickeln.

Die strategische Ausrichtung von Aon

1. Stärkung der Marktposition
Während Mitbewerber wie Marsh – weltweit die Nummer eins, in Deutschland auf Platz vier – ankündigt, bis 2030 auch hierzulande die Spitzenposition anzustreben, bleibt Aon gelassen: Größe ist nicht alles. In den vergangenen fünf Jahren hat Aon seinen organischen Umsatz in Deutschland bereits verdoppelt und damit entsprechend vorgelegt.

2. Gezielte Stärkung der internationalen Präsenz
Um der steigenden Nachfrage nach internationaler Koordination gerecht zu werden, investiert Aon gezielt in den weiteren Ausbau der eigenen Strukturen. Schon heute beschäftigt Aon mit Abstand die meisten Mitarbeitenden im Markt, die Kunden bei ihren internationalen Aktivitäten ins weltweite Netzwerk begleiten und coachen. Die geplante Erweiterung der zentralen Auslandskoordination unterstreicht dieses Engagement. Statt auf externe Kapazitäten setzen wir dabei bewusst auf den Ausbau eigener, verlässlicher Strukturen und werden weitere Mitarbeitende einsetzen.

3. Digitale Innovation als Schlüssel zum Erfolg
In Sachen Digitalisierung geht Aon mit konkreten Maßnahmen voran: Die für das kommende Jahr geplante Modernisierung des Vertragsverwaltungssystems markiert einen wichtigen Meilenstein. Besonders bemerkenswert sind die Erfolge beim Einsatz künstlicher Intelligenz in der Schadenbearbeitung: Die erste Implementierungsphase unserer KI-Applikation in der Kfz-Flottenversicherung zeigt mit Effizienzsteigerungen von rund 80 Prozent das enorme Potenzial dieser Technologie.

4. Nachhaltige Entwicklung im Fokus
Im Bereich ESG sehen wir noch deutlichen Handlungsbedarf. Entscheidend ist dabei weniger das nachhaltige Image der Versicherer, sondern vielmehr die Integration von ESG-Kriterien in die operative Versicherungs-technik. Insbesondere für Unternehmen aus der Recycling-Branche fehlen noch überzeugende Versicherungslösungen. Auch der Umgang mit Naturkatastrophen wie der Ahrtal-Katastrophe erfordert innovative Konzepte und mutigere Ansätze der Versicherer.

5. Strategische Expansion im Mittelstand
In den nächsten drei bis fünf Jahren plant Aon eine gezielte Expansion im mittelständischen Segment. Das Ziel: ein Aufstieg in die Liga von Funk oder Leue & Nill. Dabei setzen wir nicht auf eine aggressive Akquisitionsstrategie, sondern auf strategisch ausgewählte Partnerschaften mit etablierten mittelständischen Maklern. Diese Ausrichtung erfolgt vor dem Hintergrund einer sich abkühlenden Maklerkonsolidierung, bei der nun verstärkt die Integration bestehender Zukäufe und die Hebung von Synergien im Vordergrund steht.

Ausblick

Der Versicherungsmarkt steht vor einem bedeutenden Wandel. Die Kombination aus zunehmender Internationalisierung, Fachkräftemangel und digitaler Transformation erfordert neue Ansätze und Lösungen. Mit einer klaren strategischen Ausrichtung – vom Ausbau der internationalen Präsenz über Investitionen in digitale Technologien bis hin zur gezielten Expansion im Mittelstandsgeschäft – ist Aon für diese Herausforderungen optimal gerüstet.

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