Kfz-Flottenversicherung: Der Markt bleibt herausfordernd

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Marktsituation

Die Autohersteller erhöhen, durch die Inflation getrieben, stetig ihre Ersatzteilpreise, was die Schadenbehebung nach einem Unfall exponentiell verteuert. Zudem hat sich die Ertragslage der Kfz-Versicherer seit 2021 deutlich verschlechtert. Die Schadenzahl ist, wie auch die Versicherungsleistung, kräftig gestiegen (plus 10,2 % auf 24 Mrd. Euro). Andererseits ist das Prämienvolumen im vergangenen Jahr nur um 0,8 % angewachsen. In der Folge ist die kombinierte Schadenkostenquote um über drei Prozentpunkte abgesunken. Branchenweit war die Flottenversicherung in der Vergangenheit nach weiteren GDV-Daten nicht auskömmlich tarifiert. So schreiben Anbieter seit über einem Jahrzehnt fast durchgängig Verluste. Diese verschiedenen Faktoren treiben die Versicherer zu signifikanten Prämienerhöhungen, um wieder in den auskömmlichen Bereich zu gelangen. Wir erwarten 2023 eine Combined Ratio von 105 % bis 110 % im Gesamtmarkt – ein tiefrotes und dramatisches Ergebnis für die Kfz-Versicherer.

Schadenkostenquote

von 2011 bis 2021

Quelle: www.gdv.de | Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV)

Schadengeschehen Kfz-Haftpflicht

Jahr 2021

Quelle: www.gdv.de | Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV)

Ausblick

Auch die Reparaturkosten und Verwaltungskosten steigen weiter: Bei den Versicherern führen die höheren Ersatzteilpreise zu steigenden Reparaturkosten nach Unfällen. Im vergangenen Jahr kostete ein Pkw Sachschaden die Kfz-Haftpflichtversicherer im Durchschnitt circa 3.100 Euro, rund 5 % mehr als im Jahr zuvor. 2013 hatte dieser Wert noch bei 2.400 Euro gelegen.1

Entwicklung der Pkw-Ersatzteilpreise und der Inflation

indiziert auf 2013; bis 2016 Erhebung im Januar, ab 2017 Erhebung im August

Quellen:
1 Destatis
2 Fahrzeug-/Ersatzteilauswahl bis 2018 gemäß Insurance Europe „Spare Parts Price Survey”, ab 2018 GDV

Hinzu kommen die steigenden Kosten in der Verwaltung. Die Versicherungswirtschaft hat in vielen Bereichen der Herausforderung des technischen Wandels viel zu spät oder nur teilweise Beachtung geschenkt. So sind noch immer viele Aufgaben bei der Bearbeitung von Verwaltungskostenvorgängen im Vertrags- und Schadenbereich manuell zu erledigen, in der Masse immer wiederkehrende Aufgaben sind nicht oder nur ungenügend digital schnell abbildbar. Der technologische Wandel hat hier meist keinen Einzug gefunden. Eine Digitalisierungsoffensive haben nur wenige Risikoträger gestartet, noch dazu wurde das Thema weder in der Breite noch auf Nachhaltigkeit ausgelegt.

Markttrends

Die Neodigital Autoversicherung, die mehrheitlich der HUK-Coburg gehört, tritt aktuell als weiterer Marktteilnehmer in den gewerblichen Flottenmarkt ein. Mit der HUK greift einer der Kfz-Marktführer mit einer extrem niedrigen Verwaltungskostenquote auch in dieses Segment ein und wirbt um Kunden. Dieser Eintritt könnte trotz der hohen Kostensteigerungen der Kfz-Versicherer zu einer Verschärfung der Wettbewerbssituation führen.


Quellen:

1 Handwerksblatt.de

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Ansprechpartner

Melanie Frömming
Head of Motor Fleet
+49 941 5956 48-0

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