Employer Value Proposition von Unternehmen: Der Türöffner für neue Talente

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Der Fachkräftemangel ist weltweit und in jeder Branche deutlich spürbar. Zwischen 2020 und 2035 sinkt das Erwerbspersonenpotenzial in Deutschland aus demographischen Gründen um 7,2 Millionen Menschen. Gleichzeitig steigt der Bedarf an qualifizierten Fachkräften durch technologische Entwicklungen und Digitalisierung rasant an.

Eine aktuelle Aon Studie zeigt dabei, dass 69 Prozent der Arbeitnehmenden lieber für einen Arbeitgeber arbeiten würden, der ihnen individuelle Leistungen bietet, welche den eigenen Bedürfnissen entsprechen. 50 Prozent der Arbeitnehmenden wären dafür sogar bereit, auf einen größeren Teil ihres Grundgehalts zu verzichten. Der Weg zu Fachkräften führt deshalb über die sogenannte Employer Value Proposition (EVP). Im Interview erklärt Lars Osterhues, Head of Talent Solutions Advisory, DACH bei Aon, was es mit der EVP auf sich hat und warum Unternehmen ihre Kultur, Werte, Arbeitsweisen und Benefits auf den Prüfstand stellen müssen.

„Die Bedürfnisse auf die Arbeitswelt haben sich mit der jungen Generationen enorm verändert. Insbesondere der Wunsch nach einer guten Work-Life-Balance und größtmöglicher Flexibilität hinsichtlich Arbeitszeit und -ort sind heute stark ausgeprägt. Unternehmen müssen umdenken, ihr Alleinstellungsmerkmal als Arbeitgeber hervorheben und sich mit ihrer EVP auseinandersetzen.“

Lars Osterhues, Head of Talent Solutions Advisory, DACH bei Aon

Was genau versteht man unter der Employer Value Proposition (EVP)?  

Lars Osterhues: DieEmployer Value Propositiondefiniert, wie ein Unternehmen als Arbeitgeber wahrgenommen werden möchte. Es ist der Kern der Arbeitgebermarke, der die Positionierung und strategische Ausrichtung ausmacht. Mehr noch: Es ist das Werteversprechen, das ein Unternehmen seinen bestehenden und potenziellen Mitarbeitenden gibt. Eine gute Employer Value Proposition unterstützt Arbeitgeber dabei, Talente zu begeistern, zu gewinnen und an das Unternehmen zu binden. Sie beinhaltet das Alleinstellungsmerkmal des Unternehmens – eine charakteristische Marke, die Arbeitnehmenden zeigt, was das Unternehmen im Vergleich zu anderen bietet.

Was sind die Vorteile für Unternehmen?

Lars Osterhues: An erster Stelle steht natürlich der Gewinn und die Bindung leistungsfähiger Fachkräfte. Gleichzeitig wird das Unternehmen durch eine gute und authentische EVP aber auch wettbewerbsfähiger, da es sich von anderen Unternehmen abhebt und am Arbeitsmarkt positiv wahrgenommen wird. Mit einer attraktiven Arbeitgebermarke werden auch Recruitingmaßnahmen effizienter, da die Anzahl an Initiativbewerbungen in der Regel steigt. Und zu guter Letzt steigt auch die Motivation der Mitarbeitenden – vorausgesetzt natürlich das Versprechen wird auch umgesetzt und die Werte werden gelebt.

Wie gelangen Unternehmen zu ihrer individuellen EVP? 

Lars Osterhues: Wer sich noch nie mit dem Thema befasst hat, tut sich am Anfang vielleicht schwer, da die Employer Value Proposition zunächst etwas abstrakt erscheinen mag. Doch, das ist es nicht. Viel mehr hat jedes Unternehmen bereits irgendwo seine individuelle EVP. Diese gilt es nur, klar zu definieren. Unternehmen müssen sich dabei die folgenden Fragen stellen:

  • „Wie wollen wir auf potenzielle und aktuelle Mitarbeitende wirken?“
  • „Wofür steht unser Unternehmen? Was sind unsere Unternehmenswerte?“
  • „Was erwarten wir als Arbeitgeber von potenziellen und bestehenden Mitarbeitenden?“

Die Antworten auf diese Fragen bilden die Basis der EVP. Darüber hinaus sollte der Fokus nicht nur auf Hard Facts wie Gehalt, Urlaubstagen oder Benefits, sondern insbesondere auch auf Faktoren wie Unternehmensphilosophie, dem Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Belegschaft und dem Arbeitsklima liegen.

Überblick: Was eine gute Employer Value Proposition berücksichtigt

  • Rewards: Vergütung, Gesundheit, Resilienz, Benefits, Altersversorgung, Urlaub usw.
  • Chancen: Entwicklungsmaßnahmen, Karrierewachstum, Unternehmenswachstum etc.
  • Organisation: Reputation/Bekanntheitsgrad, kulturelle & wertebezogene Ausrichtung auf die Mitarbeitenden
  • Arbeit: Rollenausrichtung, Innovationsfähigkeit, Work-Life-Balance, Arbeitsorte usw.
  • Mitarbeitende: Kollegialität, Teamarbeit, Führungsqualität, Zugehörigkeit
  • Engagement: Begeisterung, Empfehlung, Motivation
  • Person-Job-Fit: Das „Zusammenpassen“ von Unternehmen und Bewerbenden, was zu einem effizienteren Recruitment führt

Wie unterstützt Aon Kunden bei der Entwicklung und Anpassung ihrer EVP?

Lars Osterhues: Wir unterstützen Kunden dort, wo sie gerade Hilfe benötigen. So zeigen wir ihnen beispielsweise, wie sie Ihre Personalauswahl und Mitarbeiterbindung mit Hilfe von datenbasierten Insights optimieren können. Dazu gehört im ersten Schritt die Entwicklung EVP-relevanter Mitarbeiterpersonas, welche auf der Grundlage von Daten wie Vergütung, Engagement, Verhaltensweisen, Wohlbefinden oder Fähigkeiten entwickelt wurden. Darüber hinaus nutzen wir Marktanalysen, um darauf aufbauend Maßnahmen wie z. B. Leistungen, Vergütung oder Karriereentwicklung festzulegen, die die gebildeten Personas gezielt ansprechen.
Dabei finden Validierung und Ausrichtung der jeweiligen EVP auf die Personas immer individuell statt.

Um es auf den Punkt zu bringen: Wir begleiten unsere Kunden individuell und Ganzheitlich: Vom Festlegen der Prioritäten für die Kommunikation über die Umsetzung bis hin zur Erfolgsmessung der EVP.

Aon unterstützt Sie bei der Entwicklung Ihrer maßgeschneiderten und fundierten Employer Value Proposition (EVP) – hier erfahren Sie mehr.

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Lars Osterhues
Head of Talent Solutions Advisory, DACH

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