Hier schreiben regelmäßig Aon Expertinnen und Experten zu aktuellen Entwicklungen in den Themenfeldern Risiko, Kapital und Human Resources. Mit diesen Informationen und Erkenntnissen können Führungskräfte bessere Entscheidungen für ihr Unternehmen treffen.
Mehr Innovation für die Kfz-Versicherungsbranche: Warum die Flottenversicherung smarter werden muss
Der Kfz-Versicherungsmarkt befindet sich im Wandel und herkömmliche Versicherungen werden für Fuhrparkbesitzer zunehmend zum unkalkulierbaren Stolperstein. Was Unternehmen in Zeiten von Inflation und Lieferengpässen brauchen, ist eine feste betriebswirtschaftliche Größe, Planungssicherheit und nachhaltige effiziente Prozesse. Kfz-Versicherer hinken hier aktuellen Entwicklungen häufig hinterher. Dass Innovation und Flottenversicherung sich nicht ausschließen, zeigt Aon im Rahmen verschiedener Kooperationen. Einer dieser Digitalisierungspartner ist hector, ein Assekuradeur, der die Kfz-Versicherungsbranche mittels modernster Technik revolutionieren möchte und Rückversicherern dabei hilft, sich digitaler aufzustellen. Im Interview spricht Danijel Skoko mit Michael Grassée, Geschäftsführer von hector, über aktuelle Marktherausforderungen und wie das Unternehmen diesen mit technischer Innovation begegnet.
Was sind Ihrer Ansicht nach die aktuellen Herausforderungen des Kfz-Marktes?
Danijel Skoko: Die Herausforderungen im Kfz-Markt haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Die Coronazeit hat eine Reihe von Problemen, die bereits 2017 bestanden, nur verdeckt oder verschoben, nicht aber gelöst. Zusätzlich sind neue Herausforderungen wie Inflation, Lieferkettenstörungen und Rohstoffengpässe entstanden, die das Kfz-Versicherungsumfeld seit Ende 2021 in erheblichem Maße beeinflussen. Die Kumulierung dieser neuen und alten Herausforderungen hat heute massiven Einfluss auf die Profitabilität des Kfz-Marktes.
Ein Problem aus der Vergangenheit, das bis heute besteht, ist der technologische Wandel. Dieser hat vor vielen Jahren deutlich abgezeichnet, wurde aber lange Zeit in der Versicherungswirtschaft als nicht besonders relevant angesehen. Derweil haben sich andere Branchen wesentlich schneller weiterentwickelt und Antworten gefunden, die der Versicherungsbranche heute nach wie vor fehlen – z. B. mittels Künstlicher Intelligenz (KI). Alte IT-Umgebungen und in vielen Bereichen eine fehlende Bereitschaft, Änderungen zuzulassen, erschweren es zahlreichen Versicherungsgesellschaften, mit den Anforderungen des Marktes Schritt zu halten.
Die genannten Entwicklungen erfordern nun eine schnelle und deutliche Positionierung und klare Bekenntnisse dazu, dass eine hundertprozentige Fertigungstiefe keine Lösung des Problems sein kann. Kein Automobilhersteller käme heute noch auf die Idee Scheinwerfer, Bremsen oder Fahrzeugscheiben selbst zu produzieren. Die klassische Versicherungswirtschaft sieht allerdings immer noch ihre Kernkompetenz darin, den Standard-Kfz-Schaden selbst am besten regulieren oder einen Antrag am effizientesten in das eigene Verwaltungsprogramm bringen zu können.Dieses Bild muss aus meiner Sicht neu gezeichnet werden.
Welche Lösungen bietet hector für diese Herausforderungen?
Danijel Skoko: In der heutigen Zeit, in der die Diskrepanz zwischen der Dienstleistungsfähigkeit von Versicherern und den Kundenbedürfnissen und -erwartungen stetig zunimmt, hat hector innovative und effiziente Lösungen entwickelt, die es dem Makler und dem Versicherer ermöglichen, digitale und nachhaltige Prozesse zu implementieren. Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, im Bereich der Flottenversicherung neue Maßstäbe zu setzen und glauben fest daran, dass Kfz-Flottenversicherung nicht aufwendig, manuell und teuer sein muss.
hector hilft Risikoträgern in seiner Funktion als Assekuradeur dabei, das eigene Geschäft effizienter und kostengünstiger abzuwickeln. Durch unsere neuen, technischen Lösungen und KI-Anwendungen sind wir in der Lage, den Administrationsprozess so zu digitalisieren und nachhaltig zu gestalten, dass der größte Teil der Änderungen im Fuhrpark automatisch verarbeitet werden und sich die Versicherer auf das konzentrieren können, was wirklich zählt: Der Kunde. Sämtliche zum Einzelvertrag oder zur Flotte gehörenden Dokumente und Daten werden dabei ohne manuellen Eingriff erzeugt und digital an den jeweiligen Kunden oder Makler übermittelt.
Auch im Schadenfall gehen wir neue Wege, denn durch unsere Vollmachten in der Schadenregulierung können wir die Schäden direkt und ohne Medienbrüche bearbeiten. Vor allem arbeiten wir nicht sequentiell, sondern haben die notwendigen Schadenprozesse so gestaltet, dass wir bereits am Anfang eines Schadens genau wissen, was wir wann brauchen. Damit entsteht nicht nur eine schnellere und automatisierte Abwicklung, sondern auch ein transparenter Überblick über den jeweiligen Schadensachstand und nicht zuletzt auch eine Reduzierung von Bearbeitungszeiten und Schadenregulierungskosten.
Wir sind fest davon überzeugt, dass der Wettbewerb im Kfz-Flottenmarkt künftig erheblich über die Verwaltungskosten geführt wird. Im Privat-Kfz-Segment haben es Gesellschaften schon vorgemacht, wie mit stringenten und klar strukturierten Prozessen, Wettbewerbsvorteile geschaffen werden können. Mit unseren Dienstleistungen helfen wir unseren Kunden, wettbewerbsfähig zu bleiben und weiter zu wachsen.
Woauf sind Sie bei hector stolz?
Danijel Skoko: Trotz unserer hohen Digitalisierung, der modernen technischen Lösungen und der automatisierten Vertrags- und Schadenadministration sitzen an unseren Standorten immer Menschen, die mit den Kunden zusammen die richtigen Konzepte entwickeln. Wir verstehen das Risiko und versuchen die optimale Lösung mit dem Kunden zu erarbeiten. Von einfachen Stückprämienlösungen, über SB- und Aggregatmodelle bis hin zu komplexen B2B2C-Workstreams können wir die volle Bandbreite aller Ansätze im Kfz-Flottenversicherungsbereich anbieten und gestalten. Wir konzentrieren uns dabei auf die Bedürfnisse unserer Kunden; deswegen genießen wir das Vertrauen von diversen Risikoträgern, mit denen wir die Bandbreite der Kfz-Versicherung bespielen können.
Wie wird sich der Kfz-Versicherungsmarkt aus Ihrer Sicht in Zukunft entwickeln?
Danijel Skoko: Die Schadenaufwendungen steigen erheblich an, die Schadenfrequenzen sind wieder auf dem Niveau vor Corona und die Änderung der Fahrzeugantriebe zu Elektro im Privat- und Flottenbereich bringt neue, teilweise kaum einschätzbare neue Risiken an den Tag.
Es ist daher zu erwarten, dass es in dieser Erneuerungsrunde zu erheblichen Preiserhöhungen kommen wird und einige Versicherer aus Profitabilitätsgründen ihre Forderungen auch überziehen, so dass es zu deutlichen Verschiebungen in der Versichererstruktur kommen könnte. Dazu kommt, dass sich das Marktumfeld, in dem wir uns mit der Kfz-Versicherung bewegen, schon erheblich verändert hat und weiter verändern wird. Fahrzeughersteller versuchen den Fahrzeugvertrieb durch Agenturmodelle völlig zu revolutionieren, neue Plattformanbieter werden die Kfz-Versicherung in ihren Preisen integrieren, sodass der klassische Vertrieb von Kfz-Versicherungen in der Zukunft vermutlich nicht mehr stattfinden wird. Vielmehr wird es einige wenige Versicherungsgesellschaften geben, die den Markt besetzen.