Hier schreiben regelmäßig Aon Expertinnen und Experten zu aktuellen Entwicklungen in den Themenfeldern Risiko, Kapital und Human Resources. Mit diesen Informationen und Erkenntnissen können Führungskräfte bessere Entscheidungen für ihr Unternehmen treffen.
Neue Wege in der betrieblichen Altersvorsorge (bAV): Aon und Metzler Pension Management beginnen eine starke Kooperation
Der bAV-Markt in Deutschland wächst. Doch steigende Zinsen, eine hohe Inflation und Unsicherheiten an den Kapitalmärkten haben die Höhe der Pensionsverpflichtungen und das zur Gegenfinanzierung gebildete Deckungsvermögen deutlich verändert. Die Ausfinanzierung von Pensionslasten gewinnt weiter an Bedeutung, während die effiziente Gestaltung der bAV bei den sich stetig verändernden Bedingungen und der hohen Dynamik am Arbeitsmarkt für Unternehmen zunehmend zur Herausforderung wird.
Mit einer neu eingegangenen Kooperation widmen sich Metzler Pension Management und Aon jetzt gemeinsam den neuen Herausforderungen und Bedürfnissen und bündeln ihre bAV-Expertisen. Ob bei der ersten Einrichtung, einer Neuausrichtung oder der laufenden Betreuung von betrieblichen Versorgungswerken: Im Interview erklären Birgit Löw-Plückhan, Principal bei Aon Wealth Solutions, und Leonie Enders, Client Relation Manager bei Metzler Pension Management, was es mit der neuen Partnerschaft auf sich hat, warum neue Funding Lösungen am Markt immer wichtiger werden und welche Mehrwerte auf diese Weise für Kunden entstehen.
Hintergrund: Metzler Pension Management
Metzler Pension Management (MPM) gehört dem Bankhaus Metzler an. Dieses befindet sich bereits seit 1674 in familiengeführter Hand und ist heute die älteste deutsche Privatbank im ununterbrochenen Familienbesitz.
Seit mehr als 20 Jahren bietet Metzler Pension Management Dienstleistungen im Bereich der betrieblichen Altersversorgung, Lebensarbeitszeitkonten und Gutschriftenpläne an, welche laufend ausgebaut werden. So machte sich die MPM mit einer übertrieblichen CTA-Lösung (Contractual Trust Arrangement) zum Vorreiter in Sachen bAV in der deutschen Finanzbranche. Zusätzlich etablierte sie das erste Sozialpartnermodell in Deutschland.
Wie kam es zu der Kooperation zwischen Aon und Metzler?
Birgit Löw-Plückhan: Das Thema der Ausfinanzierung von Pensionslasten hat in den letzten Jahren massiv an Bedeutung gewonnen. Wir erwarten, dass dieser Trend auch zukünftig anhält. Die rückstellungsfinanzierte Direktzusage ist nach wie vor der dominante Durchführungsweg der bAV in Deutschland. Fast 50 Prozent der Deckungsmittel, die hierzulande für die betriebliche Altersversorgung bereitgestellt sind, entfallen alleine auf die Direktzusage. Im Durchführungsweg im Pensionsfond war in 2020 ein deutlicher Anstieg zu vermerken, der u. a. aus dem erhöhten Übertragungsvolumen von Pensionsverpflichtungen und dem dazu erforderlichen Vermögen resultierte.
Die Gründe für das Interesse an der Finanzierung oder Ausfinanzierung von Pensionen sind vielfältig: Langfristige Liquiditätsplanung, Bilanzverkürzung durch Saldierungsmöglichkeiten, Entlastung der HGB-Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung, die zum Teil erheblichen Einsparung von Beiträgen an den PSVaG oder das vollständige Outsourcing der Pensionsthemen. Um unseren Kunden hier individuelle und vor allem auch zukunftsfähige flexible Lösungen zu bieten, haben wir nach einem erfahrenen, dynamischen und innovativen Partner für Finanzierungslösungen der bAV gesucht. Durch die Kooperation runden wir aus Aon-Sicht unser Dienstleistungsspektrum ab und können herausragende Ausfinanzierungslösungen und -produkte für unsere Kunden anbieten.
Leonie Enders: Auch wir wollten unsere Dienstleistungen ausbauen und unseren Kunden mehr bieten. Die Beratungsexpertise von Aon, deren Projektbegleitung in aktuariellen Dienstleistungen, die Administration und das Investment Consulting ergänzen und vervollständigen unsere Services optimal. Wir sind davon überzeugt, dass wir insbesondere vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und des Fachkräftemangels für unsere Kunden heute auch immer wieder neue Lösungen entwickeln müssen. Die betriebliche Altersversorgung wird vor allem für junge Mitarbeiter immer wichtiger und kann damit ein wertvolles Instrument der Mitarbeitergewinnung und -bindung sein. Unsere gebündelte Expertise befähigt uns, für solche Herausforderungen Lösungen zu finden.
Gibt es Beispiele für derartige Lösungen?
Leonie Enders: Gute Beispiele sind Lösungen im Rahmen des Sozialpartnermodells. Seit 2018 ermöglicht das Betriebsrentenstärkungsgesetz Unternehmen über die reine Beitragszusage betriebliche Altersversorgung ohne Garantien anzubieten. Wir sind der Überzeugung, dass die reine Beitragszusage zu einem immer größeren Thema in Deutschland wird.
Aber auch im Bereich von wertpapiergebundenen Versorgungszusagen können moderne Konzepte bei Unternehmen entwickelt werden. Mit der Kooperation können wir auch in diesen Bereichen neue und innovative Lösungen etablieren und vollumfängliche Dienstleistungen anbieten.
Was sind die Mehrwerte für Kunden?
Leonie Enders: Für Unternehmen wird das Thema bAV immer komplexer und durch verschiedene Komponenten wie Gesetzesänderungen, die Zinsentwicklung oder umständliche Abstimmungsläufe komplizierter. Unser Ziel ist es daher, Komplexität zu reduzieren und ganzheitliche, innovative Lösungen für unsere Kunden zu realisieren. Von der Beratung, über die Finanzierungsvehikel, Pensionsfonds oder CTA, bis zur Umsetzung der Administration, des Aktuariats und der Kapitalanlage kann die gesamte Wertschöpfungskette über die Kooperation angeboten werden.
Birgit Löw-Plückhan: Außerdem profitieren unsere Kunden von eingespielten und effizienten Prozessen und einer ganzheitlichen Betreuung durch uns und Metzler.
Erfahrungsgemäß wünschen sich Unternehmen inzwischen mehr denn je eine Full-Service-Betreuung bei ihrer bAV. Aon deckt die Beratungsleistungen, die Projektsteuerung, die Administration und das aktuarielle Know-how ab. Metzler stellt die Finanzierungsvehikel bereit und setzt die Kapitalanlagen um. Wir sind überzeugt, dass wir zusammen den Unternehmen einen maßgeblichen Mehrwert.
Was ist das Besondere an dieser Kooperation?
Leonie Enders: Anders als bei herkömmlichen Zusammenschlüssen ist unsere Kooperation nicht exklusiv – wenn wir partnerschaftlich sagen, dann meinen wir das auch. Sowohl Aon als auch wir können weiterhin mit anderen zusammenarbeiten und deren Dienstleistungen separat integrieren. Birgit Löw-Plückhan: Auch wenn jeder weiterhin eigenständig und unabhängig sein Dienstleistungsspektrum anbietet, decken wir mit unserem gemeinsam Angebot das komplette Spektrum in der betrieblichen Altersversorgung ab und treten als ein abgestimmtes Team an. Zwei starke Partner im bAV-Markt schaffen neue Maßstäbe.