Parametrische Versicherungslösungen – Klimabedingte Risiken absichern

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Der Klimawandel stellt Unternehmen vor zunehmende Herausforderungen. Extremwetterereignisse und andere Naturkatastrophen werden immer häufiger in immer mehr Regionen auftreten und Auswirkungen auf Unternehmen haben. Eine Unterbrechung von Lieferketten aufgrund niedriger Flusspegel; Großflächige Verwüstungen durch Überschwemmungen oder Erdbeben, die ganze Regionen von der Außenwelt abschneiden und deren Folgen durch Infrastrukturschäden noch lange nachhalten; oder warme Winter, die in manchen Branchen den saisonalen Absatz einbrechen lassen: Dies sind nur einige der Szenarien, mit denen in den nächsten Jahren vermehrt zu rechnen ist.

Herkömmliche Lösungen werden neuen Risiken nicht mehr gerecht

Klassische Versicherungslösungen, insbesondere Sach- und Ertragsausfallversicherungen, können hierfür nicht immer ausreichenden Schutz bieten. Nicht ohne Grund sind nach einer aktuellen Studie1 der Swiss Re nur ca. 42 Prozent der ökonomischen Schäden infolge von Naturkatastrophen in Deutschland überhaupt über Versicherungen abgedeckt. Mehr als die Hälfte der Schäden geht somit zu Lasten von Unternehmensgewinnen, öffentlichen Haushalten und Privatvermögen.

Eine wesentliche Problematik: Klassische Ertragsausfallversicherungen decken nur sachschadenbedingte Betriebsunterbrechungen und daraus resultierende Ertragsausfälle. Kommt es jedoch zu Ertragsausfällen, weil beispielsweise niedrige Temperaturen wichtige Bauprojekte verzögern, Waldbrände in einer Ferienregion potenzielle Urlauber von der Buchung einer Reise abschrecken oder mangelnde Niederschläge den Ertrag landwirtschaftlicher Produkte schmälern, greifen klassische Ertragsausfallversicherungen nicht.

Unvorhersehbare Ereignisse erfordern zeitgemäße Konzepte

Mit Parametrischen Versicherungslösungen steht nun jedoch ein Instrument zur Absicherung u. a. solcher nicht sachschadenbedingter Ertragsausfälle zur Verfügung. Denn in diesen Konzepten stellt die Deckung nicht auf den Eintritt eines Sachschadens, sondern allein auf das Erreichen/Überschreiten/Unterschreiten eines zuvor festgelegten Parameters ab. Dieser Parameter kann z. B. die Windgeschwindigkeit, die Temperatur, die Niederschlagsmenge oder der Pegelstand eines Flusses sein. Fast alle Klima- und Naturereignisse, die objektiv messbar sind, lassen sich als Grundlage für eine parametrische Versicherung heranziehen. In Abstimmung mit den Märkten können auch besondere Parameter wie beispielsweise Pflanzenwachstum (via Vegetationsindex, der über Satelliten gemessen wird) darstellen.

Der nächste Vorteil Parametrischer Versicherungen ergibt sich im Schadenfall: Statt langwieriger Verhandlungen über die Auslegung bestimmter Klauseln und mühsamem Aufbereiten aller Reparaturrechnungen und Bilanzen leistet eine Parametrische Versicherung nach Eintritt des zuvor festgelegten Ereignisses kurzfristig und ohne lange Verhandlungen. Unternehmen erhalten die in diesen Situationen benötigte Liquidität also dann, wenn sie sie am dringendsten benötigen. Parametrische Versicherungen sind damit auch ein ideales Hedging-Instrument zur Absicherung der Unternehmensergebnisse gegen unvorhergesehene Klima- und Naturereignisse.

Auch Regierungen und Kommunen können Parametrische Versicherungen nutzen, um ihre Haushalte gegen unerwartete Ausgaben infolge von Naturkatastrophen, wie etwa für den Wiederaufbau der Infrastruktur oder zur Nothilfe für betroffene Bürger, abzusichern. So nutzen Regierungen in der Karibik oder in Afrika beispielsweise Parametrische Versicherungen schon seit Jahren zum Schutz der Staatsfinanzen gegen Auswirkungen von Hurrikans oder Dürren.  

Raum für Flexibilität und Kreativität

Durch ihre Flexibilität und der Orientierung allein an einem vorab definierten Parameter lassen sich Parametrische Versicherungen auch für kreative Lösungen einsetzen, wie die nachfolgenden Beispiele zeigen:

  •  Ein Unternehmen möchte seinen Mitarbeitenden in einem Werk, das in einer Erdbeben-Gefährdungszone liegt, als „Employee-Benefit“ ein finanzielles Krisenpaket im Erdbebenfall zusagen.
  • Ein Tourismus-Unternehmen möchte seinen Gästen eine Geld-zurück-Zusage bei zu wenig Sonnenschein im Urlaubsgebiet geben.
  • Ein Fertighaus-Anbieter möchte seinen Kunden die Bezahlung einer alternativen Unterkunft garantieren, wenn sich der Bau durch Schlechtwetter-Perioden verzögert.

Neue Marktteilnehmer 

Auf dem Markt für Parametrische Versicherungen lässt sich in jüngster Zeit eine erhebliche Dynamik beobachten, denn viele Gesellschaften bieten diese Konzepte neu an. Führend sind dabei derzeit noch Rückversicherer, internationale Versicherer und Spezialversicherer. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich in nächster Zeit auch viele weitere Versicherer diesem Geschäftsfeld zuwenden werden, um vom starken Wachstum des Segments profitieren zu können. Durch die Nutzung von objektiv messbaren Klima- und Wetter-Parametern, zu denen den Versicherern in der Regel auch viele Informationen und historische Daten zugänglich sind, lassen sich Parametrische Versicherungen zudem oftmals sogar einfacher kalkulieren als Sach- und Ertragsausfall-Versicherungen.

Häufig stehen die Kapazitäten im Bereich Parametrische Versicherung zudem additiv zu den Kapazitäten der klassischen Sach- und Ertragsausfall-Versicherung zur Verfügung, sodass hierüber der Umfang der Gesamtabsicherung, insbesondere in Hochrisikozonen (z. B. Hurrikan in der Karibik, Erdbeben in der Türkei oder Kalifornien) erweitert werden kann.

Fazit: Innovation in Zeiten des Klimawandels

Parametrische Versicherungen stellen eine echte Innovation dar, mit denen sich Unternehmen und kommunale oder staatliche Akteure gegen die Auswirkungen von Klima- und Naturereignissen absichern können. Nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund der zunehmenden Risiken durch den Klimawandel ist davon auszugehen, dass sich Parametrische Versicherungen in einigen Jahren zu einem Standard-Produkt in der Risikoabsicherung entwickeln und eine vergleichbare Entwicklung wie sie in der Vergangenheit beispielsweise bei D&O- und Cyber-Versicherungen zu beobachten war, durchleben werden.

Klimabedingten Risiken vorbeugen


Quellen:

[1] SwissRE (2023). How natural catastrophes are impacting 12 countries and the world | Swiss Re

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Christopher Üink
Strategic Broker | Property | Aon Germany

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