Kosteneffizienter Brandschutz für Industrieunternehmen: In 5 Schritten zum cleveren Schutzkonzept

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Ein Brand kann für Unternehmen existenzbedrohend sein – doch viele Sicherheitskonzepte greifen zu kurz oder erfüllen lediglich Mindeststandards. Dabei kann intelligenter Brandschutz nicht nur vor existenziellen Verlusten schützen, sondern auch maßgeblich zur Kostenoptimierung und langfristigen Wettbewerbsfähigkeit beitragen. Wir zeigen, wie das in der Praxis gelingt.

1. Obliegenheitsverletzungen beseitigen

Ein Brandschutzkonzept nach den Vorgaben des Bauordnungsrechts ist eine zwingende Voraussetzung für die Genehmigung zur Nutzung von Industrieobjekten. Doch zahlreiche Brandursachenanalysen belegen in der Praxis immer noch gravierende Mängel – sei es durch aufgekeilte Brandschutztüren oder durch das Fehlen von Brandschutzanlagen. Hier scheint mancher Entscheidungsträger nach dem Motto zu handeln: „Wo kein Kläger, da kein Richter“.

Was viele Unternehmen unterschätzen: Im Falle behördlicher Kontrollen drohen nicht nur vorübergehende Betriebsstilllegungen. Bei schwerwiegenden Verstößen gegen behördliche Auflagen kann die Feuerversicherung trotz jahrelanger Prämienzahlungen im Schadensfall die Auszahlung verweigern – ein potenziell existenzbedrohendes Risiko. Die konsequente Beseitigung von Obliegenheitsverletzungen sollte daher höchste Priorität genießen.

2. Anerkannte Schadenschätzung als Basis des nachhaltigen Brandschutzes

Behördliche Vorgaben zielen primär auf den Personen- und Umweltschutz ab. Ob dabei auch unternehmerische Interessen wie der Schutz von Sachsubstanz (Gebäude, Einrichtung, Lagerbestände) und die Absicherung gegen Ertragsausfälle adäquat abgedeckt sind, kann nur eine qualifizierte Schadenschätzung beurteilen. Soll diese als Grundlage für den Versicherungsschutz dienen, müssen Szenarien gemäß den Vorgaben der Versicherungswirtschaft modelliert werden – basierend auf Schadenerfahrungen und anerkannten Standards.

3. Risikoadäquate und ökonomisch gebotene Lösungen

Ein effektiver Brandschutz muss nicht teuer sein. Entscheidend ist, die behördlichen, versicherungs-technischen und unternehmerischen Anforderungen ganzheitlich zu betrachten. Nur so entstehen technische und finanzielle Synergieeffekte, die unnötige Mehrkosten oder – im ungünstigsten Fall – Widersprüche vermeiden. Ein Beispiel: Eine Löschanlage, die zwar nach lokalen Standards installiert wurde, aber versicherungstechnisch nicht anerkannt wird.

Versicherungstechnische Überlegungen sollten daher integraler Bestandteil bei Neu- und Umbauten sowie Due-Diligence-Projekten sein. Die Erfahrung zeigt: Nachträgliche Anpassungen im laufenden Betrieb sind häufig erheblich teurer als eine vorausschauende Planung, die Synergieeffekte nutzt. Es empfiehlt sich außerdem, nicht auf die Beratung eines einzelnen Versicherers zu setzen. Stattdessen sollte ein marktgerechtes Konzept erstellt werden, das von allen relevanten Versicherern unterstützt wird, ohne deren individuelle Anforderungen uneingeschränkt zu erfüllen.

4. Umgang mit Abweichungen und Erleichterungen

Eine richtlinienkonforme Brandschutzlösung vermeidet zwar Probleme mit dem Versicherer, ist aber oft technisch oder wirtschaftlich nur schwer umsetzbar – insbesondere in Bestandsgebäuden. Dabei gilt: Alternativmaßnahmen, die das geforderte Schutzniveau nicht mindestens gleichwertig erfüllen, vermitteln eine trügerische Sicherheit. So etwa durch Sprinkleranlagen, die aus Kostengründen ineffektiv konzipiert sind.

Versicherer erkennen solche Kompromisse meist und kompensieren das erhöhte Risiko mit entsprechend erhöhten Prämien, die die eingesparten Kosten schnell übersteigen. Daher sollten alle Abweichungen und Erleichterungen von geltenden Richtlinien risikogerecht geplant und technisch einwandfrei umgesetzt werden.

5. Unternehmensstandards

Unternehmen, die sich intensiv mit ihren Risiken auseinandersetzen und zielgerichtete Maßnahmen umsetzen, können einerseits Kosten an weniger kritischen Stellen einsparen und werden andererseits vom Versicherungsmarkt positiv wahrgenommen.

Ein proaktiver Ansatz – der neben dem Personenschutz auch Sachwerte und Ertragsausfälle berücksichtigt – erhöht die Transparenz und erleichtert Versicherern die Risikobewertung. Ein solches durchdachtes Risikomanagement sollte als technischer Unternehmensstandard dokumentiert und dem Versicherungsmarkt klar kommuniziert werden.

Dies schafft zwischen den Versicherern eine Wettbewerbssituation, da nicht die spezifische Zeichnungsrichtlinie eines einzelnen Versicherers maßgeblich ist, sondern ein ausgewogenes Gesamtkonzept, das von allen relevanten Marktteilnehmern mitgetragen werden kann.

Fazit: Ganzheitliche Betrachtung führt zum besten Kosten-Nutzen-Faktor

Ein effektives Risikomanagement basiert auf einer ganzheitlichen Betrachtungsweise. Es erfüllt nicht nur gesetzliche Vorgaben und minimiert Haftungsrisiken, sondern sichert den Fortbestand eines Unternehmens in Krisenzeiten. Die gezielte Reduktion von Schadenpotentialen und möglichen Betriebsunterbrechungen verhindert kostspielige Produktionsausfälle und erhält die Wettbewerbsfähigkeit auch im Schadensfall. Als Bonus ergeben sich oft attraktivere Versicherungsprämien – und nicht zuletzt: Die Geschäftsführung gewinnt die beruhigende Sicherheit, dass das Unternehmen bestmöglich geschützt ist.

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Gerrit Darkow
Senior Head of Risk Control & Engineering D-A-CH
+49 40 3605 2476

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