Hier schreiben regelmäßig Aon Expertinnen und Experten zu aktuellen Entwicklungen in den Themenfeldern Risiko, Kapital und Human Resources. Mit diesen Informationen und Erkenntnissen können Führungskräfte bessere Entscheidungen für ihr Unternehmen treffen.
Es muss noch viel passieren: Frauen in Führungspositionen sind nach wie vor rar
Im Jahr 2018 waren weltweit gerade mal zwölf Prozent der CFOs in Großunternehmen und 34 Prozent in mittleren Unternehmen Frauen.1 Ein Jahr später lag der weltweite Frauenanteil in den Geschäftsleitungen bedeutender Finanzdienstleistungsunternehmen bei nur 20 Prozent und in den Vorständen bei 23 Prozent.2 Während unsere Welt, die Wirtschaft und die Politik heute als besonders modern, offen und tolerant gelten, erschrecken diese Zahlen, die ein deutlich überholtes Bild der Rollenverteilung bei den Geschlechtern zeigen.
Zwar liegt der Frauenanteil bei den Beschäftigten im Finanzdienstleistungssektor heute in vielen Ländern bei etwa 50 Prozent.3 Allerdings schaffen nur wenige Frauen am Ende auch den Sprung in gehobene Führungspositionen. Einer Studie der Non-Profit-Organisation Catalyst zufolge gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede, was den Zeitpunkt der ersten Beförderung betrifft.3
Handeln ist gefragt
Wie der von Aon weltweit durchgeführte HR Pulse Survey 2021 ergab, investierte ein Fünftel der Unternehmen zum Zeitpunkt der Befragung in Programme zur gezielten Weiterqualifizierung von Frauen und ethnischen Minderheiten. Dieser Umstand könnte darin begründet liegen, dass 46 Prozent der Befragten aus dem Finanzdienstleistungssektor befürchteten, die COVID-19-Pandemie könne zu einem Rückgang des Frauenanteils in Führungspositionen führen. 67 Prozent der Unternehmen aller Branchen teilten diese Sorge. Doch wie können Unternehmen Frauen, die eine Führungsposition übernehmen wollen, effektiv fördern?
Ein Aon-Kunde aus dem Bankwesen hat hier mit gutem Beispiel gezeigt, wie Mitarbeiterinnen, die bereit für den Wechsel in eine Führungsposition sind, identifiziert und deren Potenziale im Hinblick auf die neue Rolle ermittelt werden können.
Führungspositionen im Technologiebereich mangelt es an Frauen
Das besagte Unternehmen aus dem Bankbereich verfolgte das Ziel, die berufliche Entwicklung aller Mitarbeitenden zu fördern und in Führungsteams ein zahlenmäßig ausgewogeneres Verhältnis von Männern und Frauen herzustellen. Dabei wollte die Unternehmensführung insbesondere die interne Mobilität und die Aufstiegschancen von Frauen innerhalb der Technologieabteilung erhöhen. Denn grundsätzlich gab es hier zu wenig Frauen, die man hätte entwickeln und befördern können. Andere Unternehmensbereiche beschäftigten wiederum einige Mitarbeiterinnen, deren Führungspotenzial man bereits erkannt hatte.
Die Personalverantwortlichen der Technologieabteilung mussten daher zunächst zwei Fragen beantworten:
- Welche der Frauen aus dem Talentpool – eine Datenbank mit geeigneten Kandidatinnen – waren schon bereit für eine Führungsposition?
- Welche dieser Frauen wären in der Lage, den Übergang in das Tech-Team erfolgreich zu meistern?
Das Unternehmen wollte herausfinden, ob Frauen mit Führungspotenzial aus anderen Bereichen sich auch einen Wechsel in einen neuen Funktionsbereich vorstellen könnten und ob diese die erforderliche Neugier und Lernbereitschaft mitbringen würden, um dort erfolgreich zu sein.
Objektive Online Assessments liefern Antworten
Als eine der Kernkompetenzen erwies sich ein agiles Mindset. Da die künftige Rolle der weiblichen Nachwuchsführungskräfte in einer neuen Abteilung lag und sie auf einen anderen Karrierepfad führen würde, mussten die Frauen über Neugier, Agilität, Lern- und Anpassungsfähigkeit verfügen. Eignungsdiagnostische Verfahren sind dabei passende Instrumente, um diese Kompetenzen zuverlässig zu erfassen. So setzte das Unternehmen auf einen Persönlichkeitsfragebogen und einen kognitiven Fähigkeitstest von Aon und konnte auf diese Weise die 50 Frauen, die im Talentpool zur Auswahl standen, objektiv bewerten. Die Ergebnisse wurden dann mithilfe eines Kompetenzmodells für Führungskräfte gemessen. Dafür wurde jede der Frauen nach ihrer individuellen Eignung zur Beförderung in eine Führungsposition einem von vier Quadranten zugeordnet.
Das Ergebnis: 12,5 Prozent der Frauen im Talentpool waren geeignet, eine Führungsposition zu übernehmen. Sie verfügten hinsichtlich ihrer Verhaltensweisen und ihrer kognitiven Fähigkeiten über das passende Profil.
Aon‘s Assessment Solutions begleitet Kunden auf dem Weg zu mehr Gleichberechtigung
Das Beispiel zeigt, dass heute zuverlässige technische Lösungen auf Basis fundierter Psychometrie für die Förderung der Gleichberechtigung im Unternehmen zur Verfügung stehen. Dabei hat die genannte Bank schon frühzeitig erkannt, dass Veränderung gefragt ist und so bereits im Vorfeld erfolgreich einen Prozess etabliert, mit dem sie feststellen konnte, welche Mitarbeitende unabhängig von ihrem Geschlecht für eine Führungsrolle geeignet waren. Die Verantwortlichen waren und sind überzeugt, dass Gleichberechtigung und Vielfalt heute essenziell sind, um als Unternehmen handlungsfähig zu sein und aufkommende Chancen nutzen zu können.
Die geringe Anzahl von Frauen im Technologiebereich stellte die Bank jedoch vor Herausforderungen, denn es galt nicht nur, Potenzialträgerinnen außerhalb des bestehenden Talentpools zu finden, sondern auch festzustellen, ob diese die notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen mitbringen würden. Aon unterstützte mit der Expertise und den Lösungen von Assessment Solutions dabei, Kandidatinnen zu identifizieren, die für eine crossfunktionale Beförderung geeignet waren.
Unternehmen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen, sich aber eine Transformation zu einer zeitgemäßen und vielfältigen Belegschaft wünschen, finden bei Aon’s Assessment Solutions die Unterstützung erfahrener Psychologinnen und Psychologen. Diese entwickeln passgenaue Lösungen, basierend auf wissenschaftlich fundierten Verfahren, die Objektivität und Fairness bei der Personalauswahl und -entwicklung fördern.
Quellen:
1: Jessica Clempner, Michelle Daisley, und Astrid Jaekel, Women in Financial Services 2020: A Panoramic Approach (Oliver Wyman, 2019): S. 18.
2: Jessica Clempner, Michelle Daisley, und Astrid Jaekel, Women in Financial Services 2020: A Panoramic Approach (Oliver Wyman, 2019): S. 6.
3: Catalyst, Women in Financial Services: https://www.catalyst.org/research/women-in-financial-services/ (Juni 2020)