DAX-Studie 2024: Betriebliche Altersversorgung erreicht neuen Höchststand bei der Ausfinanzierung

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Die aktuelle DAX-Geschäftsberichtsanalyse von Aon zeichnet ein bemerkenswertes Bild der betrieblichen Altersversorgung (bAV) in Deutschlands Börsen-Elite: Dank eines leichten Rückgangs der Pensionsverpflichtungen (DBO) auf 325 Milliarden Euro und stabilen Marktbedingungen gelang es den 40 im DAX notierten Unternehmen, den Ausfinanzierungsgrad ihrer Pensionspläne auf einen neuen Höchststand zu steigern. Zusätzliche Dotierungen zum Deckungsvermögen stützten zusätzlich diese Entwicklung.

Rechnungszins und Kapitalmarkt sorgen für solide Entwicklung

Die Pensionsverpflichtungen der DAX-Konzerne verringerten sich im Geschäftsjahr 2024 um zwei Prozent von 332 auf 325 Milliarden Euro. Diese Entwicklung ist jedoch nicht etwa auf reduzierte Zusagen zurückzuführen – im Gegenteil: Die Pensionsanwartschaften der Mitarbeitenden stiegen um sechs Milliarden Euro. Vielmehr wirkten sich veränderte Bewertungsparameter positiv im Hinblick auf einen Rückgang des Verpflichtungsumfangs aus.

„Unternehmen müssen ausreichende Rückstellungen für die Pensionsversprechen gegenüber ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bilden. Die Rechnungszinsen sind dabei gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen und die Gehalts- und Rententrends liegen durch die gesunkene Inflation teilweise unterhalb der entsprechenden Vorjahresannahmen. Zusammen ermöglicht das den DAX-Unternehmen, etwas geringere Altersversorgungsverpflichtungen in ihren Jahresabschlüssen zu zeigen.“

Christoph Tellmann, Senior Consultant bei Aon Wealth Solutions Germany

Die verwendeten Rechnungszinsen für die Pensionsverpflichtungen in Deutschland, die nach internationalen Standards auf Basis hochwertiger Unternehmensanleihen ermittelt werden, bewegten sich 2024 durchweg über drei Prozent. Die Bandbreite reichte von 3,17 % bei Sartorius bis 3,80 % bei der Commerzbank – eine deutlich engere Spanne als noch im Vorjahr (3,10 bis 4,60 %).

Deckungsvermögen profitiert von stabilen Kapitalmärkten

Während die Pensionsverpflichtungen leicht zurückgingen, legte das Deckungsvermögen der DAX-Konzerne weiter zu. Das zur Sicherung der Pensionszusagen reservierte Vermögen stieg um drei Prozent auf 264 Milliarden Euro. Diese Entwicklung resultierte aus den stabilen Kapitalmärkten des vergangenen Jahres sowie zusätzlichen Dotierungen der Unternehmen in ihre Deckungsvermögen. Das Ergebnis ist beeindruckend: Der Finanzierungsgrad der Pensionsverpflichtungen (gemeint ist das Verhältnis der Planvermögen zu den Pensionsverpflichtungen) kletterte von 78 % auf 81 % – ein neuer Rekordwert, der den anhaltenden Trend zur Ausfinanzierung der bAV durch dezidiertes Vermögen unterstreicht.

Allerdings variiert die Ausfinanzierung zwischen den einzelnen Unternehmen erheblich. Während einige Konzerne ihre Pensionszusagen vollständig durch Deckungsvermögen absichern, weisen andere noch gar keine Kapitaldeckung auf. Dies bedeutet nicht, dass Pensionsverpflichtungen hier gar nicht bedeckt sind, sondern dass sich Unternehmen auch bewusst gegen eine Bedeckung mit Planvermögen und für die Innenfinanzierung via Bedeckung mit sonstigem Bilanzvermögen entschieden haben. Die Spitzengruppe bei der Ausfinanzierungsquote mit Kapitaldeckung – gemessen an den Maßstäben des International Financial Reporting Standards (IFRS) – führen die Commerzbank (111 %), die Deutsche Bank (107 %) sowie Mercedes-Benz und BMW (jeweils 104 %) an.

Strukturwandel: Vom Versprechen zum Beitrag

Parallel zur finanziellen Konsolidierung vollzieht sich bereits seit mehreren Jahren ein Wandel in der Struktur der betrieblichen Altersversorgung. Derzeit gewähren nur noch 16 % der analysierten DAX-Konzerne ihren Mitarbeitenden traditionelle Leistungszusagen, bei denen eine konkrete Rentenhöhe zugesagt wird. 84 % setzen mittlerweile auf beitragsorientierte Pläne, bei denen neben notwendigen Mindestgarantien vorrangig die Beitragshöhe zugesagt wird, wodurch sich grundsätzlich für Unternehmen Risiken durch Inflations- und Gehaltssteigerungen besser steuern lassen.

Ergänzend zu diesem Wandel zeigt sich auch weiterhin eine große Flexibilität bezüglich der Auszahlungsformen: 57 % der Unternehmen bieten ihren Beschäftigten die Wahlmöglichkeit zwischen Kapitalzahlungen, Ratenzahlungen oder klassischen Renten. Nur noch 26 % sehen ausschließlich Rentenzahlungen vor.

Die Duration der Altersversorgungsverpflichtungen, also die mittlere Fälligkeit der Auszahlungen, variiert entsprechend zwischen zehn und 22 Jahren. Traditionelle Rentenzusagen treiben die Laufzeit in die Höhe, während neuere Kapital- oder Ratenmodelle zu einer geringeren Duration führen.

Anlagestrategien zwischen Sicherheit und Rendite

Bei der Kapitalanlage des Deckungsvermögens setzen die DAX-Konzerne unverändert auf einen ausgewogenen Mix. Anleihen bilden mit Abstand die bedeutendste Anlageklasse, gefolgt von Eigenkapitaltiteln und sonstigen Investments wie Versicherungen. Immobilien und Liquiditätstitel spielen eine untergeordnete Rolle.

Die durchschnittliche Rendite des Planvermögens erreichte 2024 fünf Prozent, wobei die Bandbreite von -1 % bis 15 % reichte. Diese Spanne verdeutlicht die unterschiedlichen Anlagestrategien der Konzerne, die ihre Portfolios je nach Ausfinanzierungsgrad und Risikobereitschaft ausrichten.

Zunehmend gewinnen Nachhaltigkeitskriterien bei der Kapitalanlage an Bedeutung. Die Unternehmen versuchen zusätzlich, durch gezieltes Asset Liability Management die Anlagerisiken zu minimieren und gleichzeitig den Ausfinanzierungsgrad weiter auszubauen.

Betriebliche Altersversorgung als strategisches Instrument

Die Studienergebnisse belegen die anhaltend hohe Bedeutung der betrieblichen Altersversorgung für die DAX-Konzerne, die ein wichtiges Benefit bleibt.

Der Anteil des Dienstzeitaufwands für Pensionspläne am gesamten Personalaufwand liegt im Durchschnitt bei 1,7 %, bei einzelnen Konzernen erreicht dieser Wert sogar fast sechs Prozent. Hinzu kommen oft noch weitere Aufwendungen in so genannte Defined Contribution Pläne, bei denen die Beiträge in einem externen Finanzierungssystem gezahlt werden, konzernseitig aber keine weiteren Rückstellungsverpflichtungen entstehen.

„Die DAX-Konzerne nutzen unverändert die Chancen der Kapitalmärkte zur Finanzierung ihrer Pensionszusagen. Die zusätzlichen Dotierungen zum Deckungsvermögen belegen die anhaltende Bedeutung der betrieblichen Altersversorgung, insbesondere mit dem Fokus auf die jeweils angestrebte Kapitaldeckung.“

Angelika Brandl, Partner bei Aon Wealth Solutions Germany

Die Pensionsrückstellung im Verhältnis zum Eigenkapital sank für den gesamten DAX auf 4,8 % (Vorjahr: 6,0 %), was die verbesserte Bilanzstruktur verdeutlicht. Viele Konzerne profitieren dabei von ihrem hohen Deckungsgrad, der das Eigenkapital entlastet.

Ausblick: Solide Basis für die Zukunft

Für künftige Herausforderungen in puncto bAV präsentieren sich die untersuchten DAX-Konzerne gut positioniert. „Mit dem gegenüber dem Vorjahr noch gestiegenen Ausfinanzierungsgrad von durchschnittlich 81 % sind die DAX-Konzerne weiterhin sehr solide aufgestellt“, bilanziert Angelika Brandl.

Die DAX-Studie 2024 von Aon zeigt: Deutschlands größte Unternehmen haben Pensionsverpflichtungen in erheblichem Umfang. Auch 2024 ist insbesondere aufgrund der Entwicklung der maßgeblichen Annahmen geprägt von weitestgehender Stabilität und wenig Volatilität der bilanziellen Kennzahlen mit einem leichten Absinken gegenüber dem Vorjahr. Die bAV in Deutschland steht auf einem soliden finanziellen Fundament. Der hohe Ausfinanzierungsgrad führt dazu, dass Bilanzen von Pensionsverpflichtungen entlastet werden und dabei auch resistenter gegenüber Schwankungen der Verpflichtungshöhen sind. Die kontinuierlichen Investitionen in das Planvermögen sichern zudem den langfristigen Liquiditätsbedarf der künftigen Auszahlungen für zugesagte Pensionen ab.

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Senior Consultant | Aon Wealth Solutions Germany
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