Ausblick Rentenfinanzierung: Was wünschen sich die Bürger von der neuen Bundesregierung?

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Die neue Ampel-Koalition hat ihr Regierungsprogramm vorgestellt. Auf insgesamt 177 Seiten des Koalitionsvertrages beschreibt die neue Regierung, wie sie künftig „mehr Fortschritt wagen möchte“, auch mit Blick auf das Thema Rente in Deutschland. Geplant ist, das Mindestrentenniveau dauerhaft auf 48 Prozent zu halten. Darüber hinaus soll der Beitragssatz, der derzeit bei 18,6 Prozent liegt, in dieser Legislaturperiode 20 Prozent nicht übersteigen. Auch wichtig ist der sogenannte Nachholfaktor: Die Rentenerhöhung für 2022 steht bereits, da die Löhne nach einem weitverbreiteten Wiedereinstieg aus der Kurzarbeit bei vielen schlagartig stiegen. Im Folgejahr fällt eine Erhöhung jedoch voraussichtlich aus.

Da die gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland derzeit noch voll umlagefinanziert ist, die Beiträge der Versicherten also direkt als Renten wieder ausgegeben werden, gilt es vor allem die Kraft der Beitragszahlenden zu stärken. Diesen Ansatz verfolgt auch die Ampel-Koalition. So soll die Erwerbsbeteiligung von Frauen, älteren Menschen und Einwanderern gestärkt werden. Selbstständige sollen ebenfalls zur Altersvorsorge verpflichtet werden. Damit möchte die Regierung auch eine Anhebung des Rentenalters vermeiden.

Während die genannten Pläne weitestgehend auf (kurzfristige) Stabilität abzielen, besteht der Fortschritt im geplanten Einstieg in die Aktienrente, mit der künftig zumindest ein Teil der gesetzlichen Rentenversicherung abgesichert werden soll. Die Rentenversicherung wäre dann nicht mehr vollständig umlagefinanziert und abhängig von den Beitragszahlenden. Dafür werden zunächst zehn Milliarden Euro aus Haushaltsmitteln an die Deutsche Rentenversicherung gegeben, die das Geld zur Finanzierung der Rente am Kapitalmarkt anlegt. Ziel: Mit den Renditen aus Aktien Finanzierungslücken schließen.

Des Weiteren beabsichtigt die Ampel-Koalition die private Altersversorgung mit verschiedenen Maßnahmen attraktiver auszugestalten, wobei man hier aber außer Prüfabsichten noch wenig Konkretes erkennt.

Doch entsprechen diese Maßnahmen auch den Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger? Aon hat zusammen mit der YouGov Deutschland GmbH zwischen dem 29.10. und 01.11.2021 insgesamt 2.132 Personen unter anderem zu ihren Erwartungen und Wünschen bei der gesetzlichen Rentenversicherung befragt. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.

Ein Blick in die Umfrage zeigt, dass die Maßnahmen die Erwartungen und Einschätzungen der Bevölkerung in manchen Aspekten treffen:

  • Anzahl der Beitragszahler erhöhen
  • Staatliche Zuschüsse einbringen
  • Private Vorsorge stärken

Keine Anhebung des Renteneintrittsalters ist im Einklang mit der Aussage, dass nur 4,7 Prozent der Befragten eine Erhöhung für sinnvoll halten.

Der Einstieg in eine teilweise Kapitaldeckung der gesetzlichen Rentenversicherung verbunden mit dem Ausblick eines öffentlich verantworteten Fonds mit effektivem und kostengünstigem Angebot zur grundlegenden Reform des Systems der privaten Altersvorsorge dürfte die Erwartung zur Einführung eines Staatsfonds wie in Schweden zumindest teilweise abdecken. Ob und wie genau die Umsetzung dann die diesbezüglichen Erwartungen tatsächlich erfüllen können, bleibt abzuwarten.

 

 

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