Wirtschaftliche Folgen der Covid-Krise treffen ärmere Länder härter – Gefahr sozialer Unruhen steigt durch die Pandemie

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Die wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie werden die ärmeren Länder härter treffen als die Industriestaaten, wie die aktuellen Risiko Analysen der Aon Experten zeigen. Denn obwohl sich warme Temperaturen und die durchweg jüngere Bevölkerung in den zu den Emerging und Frontier Markets gezählten Ländern positiv auf das direkte Infektionsgeschehen auswirken, wird die Wirtschaft dort wesentlich stärker beeinträchtigt als in den Industriestaaten des Nordens.

Zwei Faktoren bremsen Erholung

Dabei stehen vor allem zwei Faktoren einer schnellen wirtschaftlichen Erholung im Weg: Zum einen werden in ärmeren Ländern trotz der COVAX (Covid-19 Vaccines Global Access)-Initiative der WHO – die das Ziel verfolgt, dass alle Länder, unabhängig von ihrer Kaufkraft, einen schnellen Zugang zu Covid-19 Impfstoffen erhalten – weniger Impfstoffe zur Verfügung stehen, sodass es länger dauern wird, bis Restriktionen aufgehoben werden können. Zum anderen sind in vielen dieser Länder der Tourismus und die Heimat-Überweisungen von Arbeitsemigranten wesentliche Elemente der Volkswirtschaft. Ein großer Teil der Einkommen stammt also aus Quellen, die in der Covid-19-Krise unmittelbar und extrem stark bedroht sind.

Wachsendes Ungleichgewicht

Insbesondere die Regierungen afrikanischer Staaten südlich der Sahara sind nicht in der Lage, die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie durch staatliche Programme zu begrenzen. Darüber hinaus ist auch mit Zahlungsausfällen einzelner Staaten zu rechnen.

Ein erhöhtes Potenzial für politische und soziale Unruhen ist daher sehr wahrscheinlich. Erschwerend hinzu kommt ein hoher Anstieg der Arbeitslosigkeit aufgrund von ohnehin schon verbreiteter Schwarzarbeit und eingeschränkten Möglichkeiten, von zu Hause zu arbeiten. Das Ergebnis ist ein erneut wachsendes Ungleichgewicht der Einkommen und damit wiederum ungleiche Chancen für Haushalte, die nicht die digitalen Mittel für Homeoffice oder Homeschooling besitzen.

Die immer größer werdende Lücke zwischen Arm und Reich könnte also zusätzlich zu Protesten und Unruhen in diesen Ländern führen.

Weltweite Unsicherheit durch Covid-19

Es steht außer Frage, dass die Welt durch die Covid-Krise ein ganzes Stück unsicherer geworden ist. Gerade die ärmsten Länder werden wirtschaftlich am härtesten getroffen sein. Das wirft in vielen Fällen einen bislang positiven Prozess in Richtung Stabilisierung wieder deutlich zurück.

Und darauf müssen sich nicht nur Unternehmen einrichten, die in diesen Regionen aktiv sind. Denn mittel- und unmittelbar werden diese Entwicklungen auch spürbare Folgen für die Industrieländer haben.

Ausführliche Informationen zu den weltweiten wirtschaftlichen Entwicklungen im Rahmen der Covid-19-Pandemie und weitere Prognosen finden Sie im aktuellen Aon Newsletter Political Risk Quarterly.

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Ansprechpartner

Silja-Leena Stawikowski
Senior Consultant Single & Political Risks
+49 40 3605 3331

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