State of the Art: Über die Konvergenz von Digitalisierung und Nachhaltigkeit in der Kunst

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15. April: Am heutigen Weltkunsttag, der zu Ehren des italienischen Künstlers und Universalgenies Leonardo da Vinci an dessen Geburtstag gefeiert wird, wollen wir uns im Aon Blog der Kunst widmen und aktuelle Entwicklungen in diesem Bereich betrachten.

Wie in allen Branchen, spielt Nachhaltigkeit auch für die Kunst eine zunehmend wichtige Rolle. Leonardo da Vinci selbst, der als Künstler, Architekt, Mechaniker, Ingenieur, Philosoph und Naturwissenschaftler tätig war, gilt als Symbol für Toleranz, Multikulturalismus und Innovation – alles Dinge, die ebenfalls zu Nachhaltigkeit gehören. Denn der Begriff umfasst tatsächlich einiges mehr als nur ökologische Aspekte, sondern beinhaltet alles, was dem Bestand in der Zukunft beiträgt.

Im Interview haben wir mit Welf Hermann, Chief Affinity Officer und Mitglied des Managements bei Aon über Nachhaltigkeit auf dem Kunstmarkt und innovative Lösungen gesprochen.

Wie würden Sie den Versicherungsmarkt für Kunst beschreiben und welche Entwicklungen sehen Sie darin?

Welf Hermann: Sowohl der Kunstmarkt als auch die Versicherungen für diesen werden immer internationaler. Das treibt natürlich auch die Digitalisierung in diesem Bereich voran – und die ist längst in der Branche angekommen. So gibt es heute bereits beeindruckende digitale Kunstwerke. Digitalisierung bedeutet hier aber noch viel mehr: Denn digitale Entwicklungen sind in der Lage, Kunst nachhaltiger zu gestalten, sie haltbar zu machen, vor Fälschungen zu bewahren und somit langfristige Anerkennung für wertvolle Schätze zu schaffen.

Was sind die besonderen Herausforderungen des Kunstmarktes?

Welf Hermann: Die angesprochene Internationalität birgt neben vielen Vorteilen auch Risiken, wie zum Beispiel Fälschungen: Man geht davon aus, dass heute etwa 30 bis 50 Prozent der Werke im unteren Preissegment Fälschungen sind. International und digital erworbene Stücke sind dafür sicherlich besonders anfällig. Aber auch Transportschäden und die Nachvollziehbarkeit der Ursachen sind nicht zu unterschätzen. Denn Kunstmessen und Ausstellungen finden weltweit statt und Werke müssen immer wieder von einem zum anderen Ort transportiert werden. Transparenz über Echtheit und Zustand stellte hier lange Zeit eine große Herausforderung dar. So mussten bisher kostspielige und zeitaufwändige Zertifikate von Gutachtern erstellt werden, die das Kunstwerk mit allem was dazu gehört bewerteten. Die sogenannten Provenienzdaten, also Informationen zu Herkunft und Geschichte des Werks, waren jedoch nicht physisch mit dem Werk verknüpft und somit womöglich nicht immer auf dem aktuellen Stand und fehleranfällig. Schäden und Schadenursachen sowie Fälschungen ließen sich lange Zeit nur schwer nachweisen.

Aon unterstützt verschiedenste Kunden aus dem Bereich Kunst mit maßgeschneiderten Versicherungslösungen. Welche Leistungen und Vorteile bietet die Kunstversicherung konkret?

Welf Hermann: Als sogenannte All-Risk-Lösung bietet die Kunstversicherung den großen Vorteil des individuellen Schutzes für verschiedenste Interessensgruppen aus dem Kunstbereich. So ist beispielsweise auch der Transport der Objekte bei uns mitversichert. Ein wichtiger Aspekt, denn für Ausstellungen in anderen Museen, Leihgaben oder Restaurationen fallen immer wieder Transporte an. Die Versicherung kommt aber auch für Diebstahl und Verlust auf und deckt Schäden durch Feuer oder Leitungswasser. Spezielle Bedürfnisse, die durch herkömmliche Lösungen nicht erfüllt werden.

Welche Kompetenzen zeichnen Aon besonders aus und welche Extras werden Kunden geboten?

Welf Hermann: Bei Aon unterstützen wir unsere Kunden durch eine gründliche Risikoanalyse, unabhängige Bewertungen und objektive Vergleiche verschiedener Produkte, um ihnen ein Versicherungskonzept zu gestalten, welches ihren individuellen Bedürfnissen entspricht. Unsere Kunden profitieren hierbei deutlich von dem Mehrwert, den wir ihnen bieten können: Dazu gehören zum einen unsere inhaltliche Expertise und unsere Stellung auf dem Kunstmarkt. So können wir Lösungen für sämtliche Anforderungen aller Marktteilnehmer entwickeln, egal ob für Privatpersonen, Messen, Galerien, Museen oder Künstler. Unsere Internationalität ermöglicht es uns zudem, jeden Kunden weltweit als vertrauensvoller Partner bei der Schadenregulierung mit dem jeweiligen Versicherungsunternehmen zu begleiten. Aufgrund unseres globalen Netzwerkes an Spezialisten kennen wir die internationale Marktentwicklung genau und sind somit Pulsmesser für neue Trends und Innovationen. Unsere individuellen Konzepte bieten einen allumfassenden Schutz für sämtliche Bedürfnisse und decken auch ganz spezielle Risiken beispielsweise durch Terror, Enteignung oder Cyberangriffe.   

Bei Aon verfolgen wir die Marktentwicklungen intensiv, um auf Innovationen, die neue Lösungen für unsere Kunden darstellen, sofort zu reagieren. Die Themen Digitalisierung und neue Technologien sind hier im Fokus. So beobachten wir beispielsweise die Entwicklung von Artory, die Informationen über Kunstwerke erst dann in der Blockchain zur Verfügung stellen, wenn sie vorher von anerkannten Fachleuten verifiziert und bestätigt wurden.  Auch verfolgen wir die Krypto-Kunst und erste Beispiele für Marktplätze sogenannter NFT´s, von Non-fungible Tokens welche mit Kryptowährungen gehandelt werden und insbesondere junge Sammler ansprechen. Beispielhaft dafür ist aber auch die 4ArtApp. Mit dieser App, ist es nunmehr möglich, die Provenienz und das Kunstwerk zu digitalisieren und weltweit für immer miteinander zu verknüpfen. Auch in der Technologie sehen wir großes Potenzial für nahezu alle Marktteilnehmer.

Warum ist Aon von der Anwendung neuer Technologien überzeugt?

Welf Hermann: Um zukunftsfähig zu sein, muss die Kunstbranche zwangsläufig auf digitale Innovationen zurückgreifen, die Kunstwerke werthaltiger machen und Prozesse vereinfachen. 4ArtTechnologies ist ein aktuelles und bislang noch ziemlich einzigartiges Beispiel dafür, wie der Kunstmarkt der Zukunft aussehen kann. Erstmals ist es hier möglich, einen digitalen Fingerabdruck des physischen Kunstwerks für immer mit den Provenienzdaten zu verknüpfen, die fortan in Echtzeit und ortsunabhängig aktualisiert werden können. So können Kunstwerke nicht nur digital und absolut sicher erworben oder verkauft werden, Interessenten können sich auch jederzeit über Echtheit und Zustand informieren, ohne dafür einen teuren Gutachter engagieren zu müssen. Bei jeder Transaktion findet außerdem zunächst eine Legitimationsprüfung zur Verhinderung von Fälschungen und Geldwäsche („Know your customer“-Verfahren; kurz: KYC) statt – all das mit einem marktüblichen Smartphone. Gerade die Anwendbarkeit neuer Technologien von möglichst vielen Teilnehmern, orts- und zeitunabhängig über Ländergrenzen hinweg wird darüber entscheiden, was sich zukünftig durchsetzen wird. Natürlich werden wir auch weiterhin den Markt intensiv begleiten und über interessante Entwicklungen, auch technologischer Natur, berichten

Welche Mehrwerte sehen Sie hierbei für die unterschiedlichen Kundengruppen?

Welf Hermann: Nur eine massentaugliche Technologie bietet allen Akteuren auf dem Kunstmarkt erheblichen Mehrwert in Sachen Sicherheit und Nachhaltigkeit.

Jeder, der ein Smartphone mit Standard-Kamera besitzt, kann eine App nutzen und dadurch Kosten und Zeit für die Erstellung von Gutachten sparen, transparente Einblicke zu jedem Werk weltweit erhalten, sich vor Betrug und hohen Schadenkosten schützen und Transaktionen absolut sicher durchführen. All das kann die Schadenlast reduzieren, was im Umkehrschluss nicht nur mehr Sicherheit, Vertrauen und Langlebigkeit der Kunstwerke bedeutet, sondern letztendlich auch die Grundlage für niedrigere Versicherungsprämien darstellt.

Über Aon Fine Arts:

Bereits seit Jahrzehnten ist Aon mit einzigartigen Kunstversicherungen führender Berater auf dem Kunstmarkt. Als einer der Hauptsponsoren der TEFAF (The European Fine Art Fair) – einer der bedeutendsten Kunstmessen weltweit – arbeiten wir mit den wichtigsten Versicherern der Kunstbranche zusammen (z. B. Huntington Block). Die Experten von Aon Fine Arts entwickeln maßgeschneiderte Versicherungskonzepte, die den individuellen Bedürfnissen verschiedenster Kunden entsprechen. Dazu gehören sowohl die unabhängige Schadenregulierung als auch die schnelle und weltweite Abwicklung mit dem jeweiligen Versicherungsunternehmen. Besonders in den letzten Jahren ist dabei das Thema Nachhaltigkeit mehr und mehr in den Fokus gerückt.

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