Solidarität in schweren Zeiten: Aon-Mitarbeitende helfen Flutopfern

Lesezeit: 8 Minuten

Über 160 Tote und zahlreiche Verletzte forderte das Jahrhunderthochwasser in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Bayern im Juli dieses Jahres. Viele Menschen verloren dabei nicht nur ihr Hab und Gut, sondern auch ihre Häuser und Wohnungen. Fast drei Monate sind nun vergangen seit der Flutkatastrophe, die Deutschland vollkommen überraschend einholte und für die Betroffenen schlagartig alles veränderte. Das Leben der Opfer steht Kopf und der Wiederaufbau ist ein langer und steiniger Weg, der nicht alleine gegangen werden kann. Doch so schlimm die Krise war, sie hat auch gezeigt, was Solidarität und Zusammenhalt bedeuten und wieviel sich gemeinsam bewirken lässt. Freiwillige aus ganz Deutschland unterstützen bis heute in den betroffenen Regionen. Einer von ihnen ist Aon-Azubi Celeste Biondi.

Aufbau eines Containerdorfs als Ort der Sicherheit und Geborgenheit

Celeste Biondi, Aon-Auszubildender in Frankfurt, hilft bereits seit der ersten Stunde in Ahrweiler. Gemeinsam mit Freunden und Familie hat der 27-Jährige hier Beeindruckendes geleistet und aus eigenen Mitteln eine enorme Hilfsaktion auf die Beine gestellt, die bis heute weite Kreise gezogen hat und auch medial aufgegriffen wurde.
Im Interview erzählt Biondi von seinem Herzensprojekt, das heute den offiziellen Namen „Die AHRche“ trägt.

Herr Biondi, die Flutkatastrophe ereignete sich am 14./.15. Juli. Bereits am 16. Juli trommelten Sie ein Team zusammen und bauten ein Hilfsprojekt auf. Was hat Sie dazu bewegt?

Biondi: Ich habe selbst eine Verbindung zu Ahrweiler und der Region. Vor einigen Jahren habe ich bei einem Freund im Kreis Ahrweiler gelebt und ich kenne viele Ecken und Menschen in der Gegend. Das Unglück hat mich tief erschüttert. Eigentlich wollte ich mit Freunden am 16. Juli in den Urlaub ans Meer fahren – den haben wir kurzerhand abgesagt, sind in Baumärkte gefahren und haben auf eigene Faust erstmal alles besorgt, was wir tragen konnten – von Eimern über Schippen und Schaufeln bis hin zu Wasser. Im Anschluss haben wir uns direkt auf den Weg nach Ahrweiler gemacht.

Was hat Sie vor Ort erwartet und wie ging es weiter?

Biondi: Das Bild, das sich uns hier bot, war erschreckend und ist kaum in Worte zu fassen. Die Region, in der ich so viele Monate gelebt hatte, war kaum wiederzuerkennen. Doch es blieb nicht viel Zeit für Betroffenheit, denn jede Hilfe zählte. Wir gingen zu Beginn noch selbst in die Keller und halfen, wo immer man uns brauchte, verteilten Wasser und errichteten eine zunächst provisorische Versorgungsstation, an der wir selbstgeschmierte Brötchen vergaben. Bald darauf sammelten wir dann schon nicht mehr benötigte Kaffeemaschinen von Anwohnern. Unsere Hilfe wurde sehr gut angenommen und die Aktion wuchs Woche um Woche. Wir waren ständig im Einsatz und nutzten unsere gesamte Freizeit für den Wiederaufbau und die Akquise von weiteren Helfern und Spenden. So sprachen wir beispielsweise den in der Region sitzenden Haribo-Standort an und erhielten großzügige Süßigkeitenspenden. Darüber hinaus richtet unser Team bis heute gespendete Klimageräte in Räumen ein und stellt Werkzeuge und Maschinen kostenlos zur Verfügung. Mit zunehmender Bekanntheit kamen immer mehr Spenden dazu, was es uns schließlich ermöglichte, neben einem Essenszelt mit eigenem Koch und Caterern bis heute auch einen Laden mit allem, was man braucht, eine Fahrrad-Station, an der Fahrräder repariert, verliehen oder verschenkt werden, einen Friseur, einen Container mit Dusche und WCs, einen Waschsalon sowie ein medizinisches Zentrum zu errichten. Mit der Containersiedlung ­– unserem kulturellen „Dorfzentrum“ – geben wir den Menschen unter anderem auch mit kleineren Veranstaltungen wieder ein wenig Normalität zurück und bieten ihnen Sicherheit und Geborgenheit. Doch diese Einrichtungen sind nicht nur wichtig für die Betroffenen, sondern auch für die Helfer, die in der Anfangszeit teilweise nur zwei Stunden in der Nacht schliefen.

Was waren die größten Herausforderungen?

Biondi: An einem Ort, an dem jegliche Normalität wegbricht und Menschen auf einen Schlag alles verlieren, was sie haben, herrscht schnell Not statt Verstand. Die Kriminalität stieg und Plünderer waren ein ernstes Problem. Unsere Container wurden deshalb rund um die Uhr bewacht. Am Anfang wechselten wir uns noch ab und übernahmen selbst die Nachtschichten. Heute haben wir dafür glücklicherweise Security. Außerdem gibt es jetzt ein Betroffenheits-Zertifikat, mit dem sich Bedürftige ausweisen können. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass unsere Hilfen auch wirklich dort landen, wo sie benötigt werden.

Ein weiteres Problem war die Gesundheit der Anwohner und Helfer. Ständig kam man mit Schlamm in Berührung, der durch zahlreiche Keime zusätzlich verunreinigt war und eine hohe Zahl von Blutvergiftungen verursachte. Mit der inzwischen errichteten gesundheitlichen Versorgung vor Ort konnten wir diesem Problem begegnen.

Mittlerweile hat Ihre Initiative mit „AHRche“ sogar einen eingetragenen Namen. Wo stehen Sie heute?

Biondi: Unsere ursprüngliche spontane Initiative hat ungeahnte Kreise gezogen. Aus einer Handvoll Menschen wurden rund 40 Helfende, drei bis zehn von ihnen sind rund um die Uhr vor Ort. Mittlerweile haben wir für unsere Einsätze sogar eigene Fahrzeuge. Ich selbst fahre eigentlich jedes Wochenende zum Einsatzort, bin aber zunehmend für Koordination, Organisation und Pressearbeit zuständig. Vor fünf Wochen haben wir uns mit der AHRche als offiziellen Verein für Katastrophenhilfe und Wiederaufbau eintragen lassen – eine Vereinsgründung in deutscher Rekordzeit, die aber mit Blick auf die Spendeneinnahmen dringend notwendig war. Inzwischen sind die Aufräumarbeiten so gut vorrangeschritten, dass die Stadt zu Fuß wieder passierbar ist. Wir planen aber, unsere Hilfen noch mindestens bis Sommer nächsten Jahres aufrechtzuerhalten. In Zukunft soll der Verein dann auch für andere Hilfsaktionen zur Verfügung stehen.

Was ist Ihre wichtigste Erkenntnis aus dieser Zeit?

Biondi: Es gibt viele Dinge, die zerstört werden können. Doch die gute Laune und die Hoffnung und Zuversicht der Betroffenen, die ich kennengelernt habe, ist unzerstörbar. Ein Learning, das mir zeigt, dass man immer nach vorne gucken muss.

Der Einsatz vor Ort in Bildern

Weitere Aon-Aktionen

Sicherheit ist seit jeher Arbeitsschwerpunkt bei Aon und bekommt im Zusammenhang mit einer Katastrophe wie dieser eine noch wichtigere Bedeutung. So ist auch die Hilfsaktion von Celeste Biondi nicht das einzige Projekt, das von Aon-Mitarbeitenden unterstützt wurde. Viele weitere Kolleginnen und Kollegen haben sich auf unterschiedliche Weise engagiert.

Aon-Spendenaktion

Die Betroffenen der Flutkatastrophe standen urplötzlich vor dem Nichts und waren auf jede Hilfe angewiesen. Aon organisierte daher eine Spendenaktion, bei der Mitarbeitende bis zu zehn Prozent ihres Gleitzeitguthabens für Einsätze vor Ort oder Geldbeträge spenden konnten. In kürzester Zeit sind so über 103.000 Euro zusammengekommen, die Aon auf 155.000 Euro erhöhte. Die Spendengelder kamen der Aktion Deutschland hilft zugute, einem Bündnis von mehr als 20 Hilfsorganisationen unter der Schirmherrschaft des ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler.

Aon-Mitarbeitende helfen vor Ort

Am 2. August – wenige Wochen nach der Flut – machte sich ein Team aus 18 Aon-Mitarbeitenden des Standorts Mühlheim auf den Weg nach Bad Münstereifel, um den Opfern der Flutkatastrophe im Hochwassergebiet beim Wiederaufbau direkt vor Ort zu helfen. Dafür bekamen die Helfenden Sonderurlaub von Aon. Das Bild, das sich dem Aon-Team zeigte, war ergreifend und ging über jegliche Vorstellungen hinaus: Zerstörte Brücken, weggespülte Hauszeilen und ein völlig verwüsteter Stadtkern. Ziel der Einsatzkräfte vor Ort war zunächst, den Sperrmüll an den Straßenrändern zu dafür vorgesehenen Sammelstellen zu bringen. Aufgrund eingeschränkter Transportmöglichkeiten, war aber auch immer wieder spontanes Umdisponieren gefragt und dort Hilfe zu leisten, wo sie akut gebraucht wird. „Ein solcher Einsatz lässt sich kaum planen. Der Tagesablauf ist unvorhersehbar. Es ist einzig klar, dass Hilfe vor Ort gebraucht wird. Wer helfen will, muss engagiert und arbeitswillig sein und ein Auge für anfallende Aufgaben haben“, erzählt Aon-Mitarbeiter Holm Schröder, der vor Ort die Koordination regelte, von dem Einsatz. Wer Leerlauf hatte, packte an anderer Stelle an. So half die Gruppe beispielsweise kurzerhand in privaten Haushalten bei Abrissarbeiten. Der 12-stündige Arbeitstag war lang und hart, die Erfahrung einschneidend, doch die Dankbarkeit der Betroffenen machte für die Einsatzkräfte alles wett. Mehr noch: Einige Kollegen fuhren auch am Folgetag mit ihren Privatautos zur Einsatzstelle, um erneut zu helfen.

„Es ist erschreckend, was für Zerstörungen man sieht. An den Häusern gibt es Markierungen: Ein Haken bedeutet, das Haus bleibt stehen, ein X bedeutet Abriss. Man hat an den Reaktionen der Betroffenen gemerkt, dass dort jede Hilfe wertgeschätzt wird. An vielen Häusern sieht man ein Bettlaken mit Danke-Schriftzug“, schildert Schröder seine Eindrücke.

Privater Spendenaufruf von Aon-Kollegen

Neben koordinierten Einsätzen haben weitere Aon-Mitarbeitende sofort Eigeninitiative gezeigt und private Hilfsaktionen ins Leben gerufen. So auch Martina und Thomas Brütting vom Standort Frankfurt. Nach der Katastrophe sind auch sie sofort nach Ahrweiler gereist, um vor Ort zu helfen. Bei einem anschließenden Spendenaufruf gelang es den Brüttings in nur 48 Stunden mehr als 2.000 Euro zu sammeln. Von den Spendengeldern kauften sie unter anderem Arbeitskleidung und Ausrüstung und verteilten diese vor Ort.

Beitrag teilen

Ansprechpartner

Maxime Riesener
Referent to Kai Büchter, CEO D-A-CH | Aon
+49 208 7006-2068

Kommentar verfassen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

neunzehn − fünfzehn =