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Warentransportversicherung
Weiterhin schwere See in der Warenversicherung
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Warentransportversicherung
Weiterhin schwere See in der Warenversicherung
Tagesaktuelle Themen wie die Ukraine-Krise, die gestörten Lieferketten durch die Pandemie im Allgemeinen und die fortwährenden Lockdowns in China im Besonderen beschäftigen Transportversicherer ebenso wie die versicherungsnehmende Wirtschaft. Die Entwicklungen haben dabei jedoch neue Herausforderungen geschaffen: Während die Versicherer weniger Versicherungsschutz bereitstellen wollen, sehen Kunden einen deutlich erhöhten Versicherungsbedarf und erwarten innovative Lösungen zu Wettbewerbspreisen.
Marktsituation
Sondereinflüsse stellen den Markt zunehmend vor Herausforderungen
Die Sanierungen der Versicherer scheinen Wirkung zu zeigen: Nach einer Schadenquote von 67 Prozent im Jahr 2020 berichtet der GDV eine Schadenquote von 65 Prozent für das abgelaufene Kalenderjahr 2021. Dabei sank die Prämieneinnahme im selben Zeitraum um 2,6 Prozent auf 756 Mio. Euro.
Nichtsdestotrotz unterlagen die Logistikströme auch im Jahr 2021 coronabedingt Störungen und Verzögerungen, die auch weiterhin einen Einfluss auf Prämien und Schäden hatten. Hinzu kommen die noch nicht abzusehenden Auswirkungen der Ukraine–Krise auf die Umsätze der Kunden im Jahr 2022. Solche Sondereinflüsse werden zunehmend zur Regel und erschweren eine einfache Bewertung von Entwicklungen der Vergangenheit ebenso wie einen zahlenbasierten Blick in die Zukunft.
Prämien- vs. Schadenverläufe
von 2013 bis 2021
Quelle: GDV

Ausblick
Der Ausblick bleibt negativ, eine Trendwende ist nicht zu verzeichnen. Standen in den Jahren vor 2021 vorrangig Prämienerhöhungen auf der Agenda der Versicherer, zeichnet sich hier eine Änderung zu häufig deutlichen Deckungsverschlechterungen ab. So werden beispielsweise marktweit Cyber-, Blackout- und Pandemieklauseln eingeführt und politische Risiken teilweise gekündigt.
Zusätzlich werden Sanktionsprüfungen verschärft und zur Bedingung für kaufvertraglich notwendige Versicherungsbestätigungen erhoben und der Ausschluss geografischer Geltungsbereiche gefordert. Mit Blick auf die aktuelle Situation können sich drastische Auswirkungen für die Kunden ergeben, wenn zukünftig Transporte von, nach und insbesondere durch Russland (Stichwort „Neue Seidenstraße“) nicht mehr versichert wären. Verhandlungen mit den Versicherern zu diesem Thema verlaufen zunehmend kontrovers.
Der Wunsch der Versicherer, detailliert über Aspekte wie Abnehmer und Umsatzströme informiert zu werden, um in der Konsequenz den Versicherungsschutz einschränken zu können, stellt eine weitere Herausforderung in den kommenden Monaten dar.
Markttrends
Kontroverse Entwicklung beeinflusst Prämien
Die Risikobereitschaft der Versicherer sinkt, während die Anzahl der nicht mehr gewünschten Risiken immer umfangreicher wird. Wurden bisher vorrangig Branchen wegen der Produktart oder der Schadenneigung auf die sogenannte „Zeichnungsverbotsliste“ gesetzt, wird zunehmend geprüft, wohin und an wen Kunden liefern. Versicherungsnehmer, die inflations- oder pandemiebedingt deutlich höhere Versicherungssummen nachfragen, müssen sich hier auf höhere Prämien einstellen.
Auch bei den Steuerprüfungen gerät zunehmend in den Fokus, ob steuerbefreite Prämien korrekt bemessen wurden, was zur Anpassung von Policen und Rechnungen führt. Als Folge kann es deshalb auch zu – in der Regel geringfügig – höheren Versicherungssteuerausweisen kommen.