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Technische Versicherungen

Positive Geschäftsaussichten bei Technischen Versicherungen

Auch in diesem Jahr kann der Markt für Technische Versicherungen durch bessere Ergebnisse als in den meisten anderen Sparten in der Industrieversicherung überzeugen. Für das Geschäftsjahr 2022 rechnet der GDV mit einer sehr positiven Schadenkostenquote von 81 Prozent (2021: 88 Prozent). Diese positiven Zahlen sind allerdings nicht auf alle Zweige und alle Versicherer in den Technischen Versicherungen übertragbar.

Im Markt ist eine hohe Fluktuation von Underwritern und Schadeningenieuren zu beobachten. Davon betroffen sind nahezu alle Versicherer und Makler, was gerade in Spezialbereichen wie den Technischen Versicherungen zu grundsätzlichen Problemen führt: Es fehlt vielfach an qualifiziertem Personal, um die immer weiter steigenden Anforderungen im Underwriting und der Risikobewertung zu erfüllen. Die erhöhte Rotation des Personals macht sich inzwischen auch in der Reaktionszeit und dem Zeichnungsinteresse einiger Versicherer bemerkbar. Besonders kritisch scheint diese Entwicklung bei länger laufenden und komplexen Schadenfällen oder bei der Begleitung von Großprojekten.

Zudem steigt bei den Risikoträgern der Bedarf an qualifiziert aufbereiteten Risikoinformationen – insbesondere bei hochkomplexen oder neuen Risiken, die oftmals oftmals nur noch in großen Konsortien abgesichert werden können.

Vor diesem Hintergrund wird es wichtiger, dass die Versicherungsmakler mit hoch qualifiziertem Personal als Stabilitätsanker zwischen Kunden und Versicherern agieren. Die Bündelung aller ingenieurtechnischen, betriebswirtschaftlichen, versicherungstechnischen und juristischen Kompetenzen in den Bereichen Engineering, Construction und Renewable Energies ist daher wichtig für die Kunden, um folgende Ziele zu erreichen:

  • Ganzheitliches Risikomanagement, um mit punktgenauem Service eine qualifizierte Risikobegleitung zu gewährleisten
  • Umfassendere Marktbearbeitung, um bessere Konditionen (Preis/Leistung) verhandeln und ausreichende Kapazitäten bereitstellen zu können
  • Voll integrierte Schadenbearbeitung, um damit bestmögliche Regulierungsergebnisse durch erfahrene Schadenexperten zu erzielen

Marktsituation

Die Versicherer in den Technischen Versicherungen rechnen für das Jahr 2022 mit Prämieneinnahmen von rund 2,7 Mrd. Euro gemäß den im Mai veröffentlichten Hochrechnungen des GDV. Damit würden die Prämien um 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2021: 2,5 Mrd. Euro) steigen. Demgegenüber wird mit einem Rückgang des Schadenaufwands um ganze 5 Prozent gerechnet. Das führt zu einer Reduzierung des Schadenaufwands auf rund 1,5 Mrd. Euro im Vergleich zum Vorjahr 2021 mit gut 1,6 Mrd. Euro. Die vorgenannten Zahlen liefern die Basis für eine auf 81 Prozent (2021: 87 Prozent) verbesserte Schadenkostenquote für das Gesamtjahr 2022.

Allerdings melden nicht alle Versicherer ihre Zahlen an den GDV. Ausgenommen sind insbesondere Versicherer mit globalem Portfolio. Insofern sind die Zahlen der Versicherer, die an den GDV melden, durchweg positiver als der globale Vergleich.

Reduzierter Schadenaufwand und erhöhte Prämieneinnahmen

führen zu einer verbesserten Schadenkostenquote

*Hochrechnung

Quelle: GDV

Ausblick

Mit dem Abklingen der Pandemie sind wieder deutlich steigende vertriebliche Aktivitäten der Versicherer festzustellen. Das Interesse und die Bereitschaft, neue Risiken in den Technischen Versicherungen zu versichern, nehmen zu. Daraus lässt sich schließen, dass mehr Kapazität im Markt vorhanden sein wird, als für die Versicherung der Risiken notwendig ist.

Nur bei technologisch komplexen Risiken, Verträgen mit schlechtem Schadenverlauf oder Risiken mit hohen wahrscheinlichen Höchstschäden zeigt sich ein etwas differenzierteres Bild. Hier zeigen die Versicherer vor dem Hintergrund allgemein negativer Schadenerfahrungen weniger Risikoappetit und versuchen, die Preise hochzuhalten, zu erhöhen und/oder den Deckungsumfang einzuschränken.

Markttrends

Trend zur disziplinierten Risikoprüfung

Im Vergleich zu vorherigen Ausschreibungen der vergangenen Jahre sind die Anforderungen an die Qualität der Risikoinformationen enorm gewachsen. Ohne eine disziplinierte Risikoprüfung durch das Risk Engineering hat das Underwriting heute keine Möglichkeit mehr, überhaupt ein Angebot abzugeben. Dementsprechend sind auch die Durchlaufzeiten für Ausschreibungen zuletzt deutlich gestiegen.

Trend zu Environmental, Social and Governance (ESG)

Der gesellschaftliche und politische Diskurs über die Erreichung der Klimaziele wurde in den letzten Jahren immer weiter vorangetrieben. Das führte neben stetig wachsenden Zielen auch dazu, dass zahlreiche multinationale Versicherungsgesellschaften Leitfäden für die Absicherung klimaschädlicher Risiken, beispielsweise für die Versicherung von Kohlekraftwerken, erstellt haben. In diesen Guidelines definieren die Versicherer auf unterschiedliche Weise, wie sie den Kohleausstieg begleiten wollen. Vor dem Hintergrund der neuen geopolitischen Rahmenbedingungen bleibt es zweifelsfrei spannend, wie die Versicherer ihre selbst auferlegten Leitlinien schließlich auslegen werden.

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