13

Health Solutions

Spezialmarkt International People Mobility (IPM)

Wir lassen die Pandemie hinter uns – wie geht es weiter?

Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie – insbesondere auf den internationalen Reiseverkehr – gehen deutlich zurück. Allerdings wird es künftig ein „neues Normal“ geben. Die Pandemie hat deutlich gemacht, dass alternative Arbeitsmodelle im Sinne von „Work from anywhere“ durchaus funktionieren können, wenngleich dies sicherlich branchen- und tätigkeitsabhängig zu betrachten ist.

Der Krieg in der Ukraine hat nunmehr unmittelbare und mittelbare Auswirkungen auf die betroffenen Staaten und führte in der Konsequenz zum Erliegen der Dienstreisen und Entsendungen in diese Regionen. Insgesamt wurde dadurch die Sensibilität für politische Risiken und damit verbundene Themen wie die Vorbereitung der Expatriates, laufende Informationen über sicherheitsrelevante Aspekte oder Assistance in Krisensituationen geschärft. Es kann davon ausgegangen werden, dass der notwendige Versicherungsschutz tiefer (z. B. Klarstellung im Bereich der Pandemien), aber auch breiter (z. B. durch Aufnahme weiterer Dienstleistungen oder Einkommensabsicherungen) wird.

Marktsituation

Die globalen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die internationalen Dienstreisen und Entsendungen waren enorm und führten teilweise zu einem Erliegen des internationalen Reiseverkehrs. Verglichen mit dem letzten „Vor-Corona-Jahr“ (2019) zeigte sich, dass die weltweiten Dienstreisen um bis zu 83 Prozent zurückgegangen sind.1

In der zweiten Jahreshälfte 2021 kam es zwar zu einer langsamen, vorsichtigen Zunahme an Geschäftsreisen; die Anzahl kann aber bei Weitem noch nicht an die Zeit vor der Pandemie anknüpfen.

Auch heute gibt es zum Teil noch lokale Einschränkungen und Besonderheiten hinsichtlich der Einreisebestimmungen und Quarantäneregelungen.

Insgesamt scheint sich die weltweite pandemiebedingte Ausnahmesituation wieder langsam zu normalisieren. So konnte bei einer Aon-Umfrage mit internationalen Kunden festgestellt werden, dass 82 Prozent der befragten Unternehmen wieder europaweite Dienstreisen durchführen. 75 Prozent gaben an, sogar wieder weltweite Dienstreisen zu unternehmen.2

Allerdings ist mit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine eine neue Sondersituation eingetreten. Diese hat nicht nur unmittelbare Auswirkungen auf die direkt beteiligten Staaten wie die Ukraine und Russland, sondern verschärft auch einmal mehr die Reiseaktivitäten in die Anrainerstaaten.

Durch die beiden genannten Krisen sind zudem zahlreiche neue Arbeitsformen entstanden. Vom Homeoffice über Remote Work oder hybride Formen bis hin zu Worktation (Kombination aus „work“ und „vacation“), die es Arbeitnehmern ermöglicht, auch während eines Urlaubes und von überall in der Welt zu arbeiten: Flexibilität ist das Gebot der Stunde. Die Spielregeln entwickeln sich dabei immer weiter und weisen eine hohe Dynamik auf. Das hat zur Folge, dass auch viele Sozialversicherungs-, arbeitsrechtliche und steuerrechtliche Fragen neu beantwortet werden müssen.

Die Krisen haben darüber hinaus gezeigt, dass eine reine internationale Krankenversicherung gegebenenfalls nicht ausreicht, um Mitarbeiter professionell und nachhaltig bei Auslandseinsätzen abzusichern. Themen wie Employee Assistance Programme (kurz EAP) oder Dienstleistungen rund um Reisesicherheitsthemen stehen daher immer häufiger auf der Agenda der Unternehmen.

Ausblick

Bei Dienstreisen und Entsendungen verschiebt sich der Fokus von der Quantität (Anzahl der Dienstreisen) hin zur Qualität (selektive Dienstreisen). Zum einen hat die Pandemie die Nachhaltigkeit häufiger Dienstreisen kritisch hinterfragen lassen und zum anderen haben sich in vielen Branchen flexible und ortsunabhängige Arbeitsformen wie Remote Work bewährt und etabliert.

Gleichzeitig hat sich aber auch branchenübergreifend gezeigt, dass gewisse Tätigkeiten den physischen Kontakt zwischen Menschen erfordern. Insbesondere in den Bereichen Sales und Management lässt sich feststellen, dass bereits in der ersten Jahreshälfte 2022 mehr als 65 Prozent der Unternehmen wieder internationale Dienstreisen durchführen. Weitere 19–28 Prozent werden noch in diesem Jahr ihre Reisetätigkeit wieder aufnehmen.3 Es kann davon ausgegangen werden, dass sich dieser Trend bis Ende des Jahres weiter fortsetzen wird.

Aufgrund der neuen Arbeitsformen, der anhaltenden Krise in der Ukraine und nicht zuletzt aufgrund der stärkeren Gewichtung von Nachhaltigkeitsaspekten ist es unwahrscheinlich, dass die Reisetätigkeiten das Niveau von 2019 erreichen werden.

Markttrends

Neben dem Trend zur Stärkung hybrider Arbeitsformen erkennen die Arbeitgeber auch, dass sich ihre Fürsorgepflicht für Dienstreisende und Entsendete nicht mehr nur auf eine reine Krankenversicherung beschränkt. Während auch weiterhin die gesetzliche Verpflichtung besteht, für krankheitsbedingte Aufwendungen im Ausland aufzukommen4, setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass ergänzend zur Krankenversicherung auch das Dienstleistungs- und Versicherungsspektrum erweitert werden sollte.

So platzierten immerhin 75 Prozent der befragten Unternehmen Sicherheitsaspekte auf Top 1.
Auf Platz 2 folgt das weite Feld des Wellbeings.5
Die ursprüngliche Fürsorgepflicht entwickelt sich somit immer mehr zu einer „Kultur der Fürsorge“.

Auslandsdienstreisende benötigen umfassenden Schutz aus Versicherung und Assistance

Extreme Wetterbedingungen, Terrorismus, politische Unruhen und pandemische Lagen müssen dauerhaft in den Absicherungen berücksichtigt werden. Wie werden insbesondere langfristig Entsendete auf den Auslandsaufenthalt vorbereitet? Wie werden sie optimal auch während der Entsendung betreut und informiert – und das 24/7? Welche Unterstützung kann z. B. bei mentalen oder psychischen Krisen angeboten werden?

Neben der essenziell wichtigen Krankenversicherung rücken weitere Lösungen in den Fokus. So gibt es heute beispielsweise eine stärkere Nachfrage nach Einkommenssicherungslösungen (Krankentagegeld und Berufs-/Erwerbsunfähigkeitslösungen).

Die meisten Versicherer haben ihre Vertragsbedingungen im Hinblick auf Covid-19 oder generell auf Pandemien neu definiert. Die verstärkte Nachfrage nach umfangreicheren Lösungen findet sich etwas zeitversetzt auch im Produktmanagement der Versicherer wieder. Internationale Krankenversicherer drängen stärker auf den deutschen Markt und setzen dabei in erster Linie auf Kooperationen mit deutschen Unternehmen.

Auch wenn die weiteren Entwicklungen derzeit nicht absehbar sind, ist bereits heute klar, dass Unternehmen ihre Policies für Dienstreisende erweitern oder aktualisieren.

1) VDR; Business Travel Report 2021 – Management Summary, Seite 2

2) Aon; International Mobility Survey 2022, Seite 8

3) Aon; International Mobility Survey 2022, Seite 8

4) Vgl. § 17 SGB 5 i.V.m. §§ 3 ff. ArbSchG

5) Aon; International Mobility Survey 2022, Seite 9