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Real Estate

Durchblick behalten trotz komplexer Anforderungen

Naturkatastrophen, Krieg, Lieferengpässe, Wirtschafts- und Handelssanktionen, Inflation und ESG: aktuelle und dramatische Entwicklungen im Weltgeschehen, von deren Auswirkungen auch die Immobilienwirtschaft betroffen ist. Hieraus resultierende Herausforderungen und neue Risiken erfordern besonderes Augenmerk, damit Risikotransferlösungen weiterhin möglich und nachhaltig stabil bleiben.

Marktsituation

Das Sturmtief „Bernd“ hat der deutschen Versicherungswirtschaft für das Jahr 2021 historisch hohe Schaden-/Kostenquoten beschert. Adäquate Risikotransferlösungen werden daher auch für die Immobilienwirtschaft anspruchsvoll bleiben. Auch wenn sich bereits eine Vielzahl der Kunden in den letzten Jahren dem Risikoverständnis der Versicherer schrittweise genähert hat, lassen die aktuellen Ereignisse gut gemeinte Ansätze doch ins Stocken geraten. So sind beispielsweise nicht brennbare Dämmmaterialien häufig nicht mehr lieferbar, während Lieferzeiten für Sprinklerpumpen mitunter zwölf Monate oder länger betragen. Die Preissteigerungen durch Lieferengpässe in Kombination mit der hohen Inflation lassen die Budgets explodieren und stellen die sinnvolle Machbarkeit der Investments schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt infrage.

Versicherungswerte müssen zudem dringend überprüft und Versicherungssummen entsprechend angepasst werden.

Zusätzlich haben die in den Versicherungsverträgen üblich vereinbarten Sanktionsklauseln „plötzlich“ sehr großes Potenzial für weitreichende Konsequenzen, weshalb eine umfassende Überprüfung der Strukturen sowie der jeweiligen Vertragspartner dringend angeraten ist.

Ausblick

Vorhandene Risikokapazitäten werden weiterhin restriktiv durch die Versicherer eingesetzt. Kapazitäten und Preise hängen hierbei sehr stark von der Qualität des Risikos und dem Risikoverständnis auf der Kundenseite ab. Transparenz und verbindliche Kommunikation unter den Vertragsparteien bleiben essenziell. Die Kunden werden durch einen Berater mit Branchenexpertise den wichtigen Navigator an ihrer Seite finden, der in diesen anspruchsvollen Zeiten eine verlässliche Größe darstellt. Die Versicherer werden sich hingegen den Gegebenheiten stellen müssen, die einhergehen mit der Nichtverfügbarkeit von Produkten und Materialien, welche die Kunden gern zur Verbesserung der Risikosituation einsetzen würden.

Dabei können vor allem dort Konflikte entstehen, wo Klimarisiken steigen und der Bedarf zur Absicherung von Schäden durch Naturgefahren gegeben – und hoch – ist.

Zusätzlich werden Vorgaben zur Erreichung der Klimaziele das Handeln von Eigentümern, Investoren, finanzierenden Banken und Versicherern nachhaltig beeinflussen.

Markttrends

„Die Risikoträger schauen weiterhin genauer hin“ – eine gängige Aussage, die tatsächlich aber eine sehr starke Relevanz in der Praxis hat. Ein Beispiel ist die Inflation im Zusammenspiel mit der Überprüfung der Versicherungswerte und der korrekt zu ermittelnden Versicherungssumme.

Die Gefahr einer Unterversicherung der Kunden steht dem Risiko der Versicherer entgegen, dass diese auf zu geringer Summenbasis kein risikoadäquates Prämieneinkommen verzeichnen können.

Vereinzelt wird der Wettbewerb durch den Markteintritt neuer Risikoträger belebt, die alternative oder ergänzende Lösungen für die Kunden liefern.

Echte Produktneuerungen sind jedoch in der Regel nicht zu erwarten. Viel mehr nehmen Expertise und das korrekte Anwenden der vorhandenen Versicherungstechniken sowohl für die Risikoträger als auch für die Risikoberater einen neuen Stellenwert ein und werden auch für Kunden aus der Immobilienwirtschaft der Schlüssel für nachhaltig erfolgreiche Geschäftsmodelle sein.