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Kfz-Versicherung

Entwicklungen in der Automobilbranche

Nichts ist so sicher wie der ständige Wandel

Der Geschäftsbereich Flotte hat sich in den letzten zwei Jahren grundlegend verändert. So waren 2019 Carsharing-Modelle auf dem Vormarsch, Anfang 2020 wollte jedoch aufgrund der Covid-19-Pandemie kaum jemand noch in ein fremdes Auto steigen. Der Geschäftsbereich Carsharing kam vorerst zum Erliegen. Jetzt sind diese Modelle wieder auf dem Vormarsch und wachsen sogar schneller als noch vor der Pandemie. Das Nutzungsverhalten der Verbraucher hat sich in dieser Zeit durch Homeoffice-Regelungen und ökologische Herausforderungen deutlich verändert. So befinden sich die Lieferzeiten für Neufahrzeuge aufgrund von Lieferkettenunterbrechungen auf historischen Höchstständen. Darüber hinaus hat die Transformation zu alternativen Antrieben und Elektromobilität gerade erst begonnen. Der dominierende Trend in der Branche sind aber enorme Preissteigerungen. Ein Überblick.

Preissteigerungen durch Inflation und Lieferengpässe

Die Preise für Gebrauchtfahrzeuge haben einen historischen Höchststand erreicht. So liegen die Kosten für einige 2 bis 4 Jahre junge SUV-Modelle bereits bei ihren ursprünglichen Neuwagenverkaufspreisen und in manchen Fällen sogar darüber. Treiber für diese Preisentwicklungen waren unter anderem die Lieferengpässe bei Neuwagen bedingt durch Produktionsausfälle während der Corona-Krise, Erdbeben in Japan, Schneestürme an der Ostküste der USA oder Insolvenzen in der Zulieferindustrie.

Diese Marktentwicklung wird auch durch das Statistische Bundesamt bestätigt: Die Verbraucherpreise sind im Jahr 2021 um 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Die Verteuerung der allgemeinen Verbrauchsgüter hat vor allem den Gebrauchtwagenmarkt enorm getroffen.

Einem Report der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) zufolge verteuerten sich Gebrauchtwagen allein von 2019 auf 2020 um ganze 18 Prozent und 2021 erneut um knapp sieben Prozent (siehe Grafik).

Entwicklung der Durchschnittspreise von Neu- und Gebrauchtwagen

von 2012 bis 2021

Quelle: DAT, zitiert nach ADAC e.V.

Auch die Reparaturkosten steigen

Da Ersatzteile unter anderem aufgrund von Lieferengpässen schwieriger zu beschaffen sind, werden auch bei Reparaturen die Kosten steigen. Zusätzlich führt der „War for Talents“ dazu, dass die Versicherer mehr Geld für Personal ausgeben müssen, was die Verwaltungskosten weiterhin in die Höhe treibt.

Schäden könnten durch neue Technik in den Serienausstattungen künftig besser einschätzbar oder sogar vermeidbar sein. Gleichzeitig ist aber auch mit zusätzlichen noch nicht erkennbaren Schadenszenarien, wie Hackerangriffen auf den Bordcomputer der gesamten Flotte, zu rechnen.

Sowohl die neuen Risiken als auch die Kostensteigerungen in Verbindung mit der Inflationsrate werden auf Dauer dazu führen, dass Versicherer die Kfz-Haftpflichtprämien erhöhen dürften.

Hybridautos überholen erstmals Dieselfahrzeuge

Eine weitere interessante Entwicklung ist im Bereich der Transformation zur Elektromobilität zu beobachten: Aktuelle Zahlen zeigen, dass im Jahr 2021 erstmals mehr Autos mit Hybridantrieb als mit Dieselmotor in der EU zugelassen wurden.1 Wie der europäische Herstellerverband Acea mitteilte, lag der Anteil von Hybridautos an den Neuzulassungen 2021 ebenso wie der von Dieselfahrzeugen bei 19,6 Prozent. In absoluten Zahlen lagen die Hybride mit 1.901.239 verkauften Einheiten in der EU aber knapp vor den Dieselautos (1.901.191).

Fazit

Es ist davon auszugehen, dass die Prämien zumindest auf den Inflationsausgleich angehoben werden. Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass diese aufgrund von hohen Reparatur- und Verwaltungskosten noch stärker ansteigen werden. Der Wettbewerb am Markt wird voraussichtlich zunehmen, da sich sowohl Hersteller als auch Versicherer verstärkt am Markt beteiligen und die Zulassungszahlen gleichzeitig stagnieren. Der Bestandserhalt wird deshalb zunehmend wichtiger.

1) Neuzulassungen in der EU: Hybridautos überholen erstmals Dieselfahrzeuge – manager magazin (manager-magazin.de)