Politische Risiken & Terror
Die Terrorgefahren sind unvermindert hoch. Ein maßgeblicher Treiber bleibt der Rechtsextremismus, der im zunehmenden Corona-Frust in weiten Teilen Europas auf einen fruchtbaren Boden fällt. Die Risiken könnten sich in den kommenden Wintermonaten noch erhöhen, weil Regierungen Grundrechte noch stärker einschränken dürften, um die Pandemie einzudämmen. Daher ist mit vermehrten Demonstrationen zu rechnen. Einmal mehr könnten sich dabei gewalttätige Auseinandersetzungen und rechtsextreme Ideologien Bahn brechen. Die Risiken sind unkalkulierbar.
Weiterhin steigt die Unsicherheit durch die anhaltend hohe Gefahr islamistischer Terroranschläge – wie die schlimmen Ereignisse in Frankreich und Österreich offenbaren. Dabei nehmen die Gewalttäter europäische Werte und Menschenleben ins Visier. In Paris wurde ein Lehrer ermordet, weil er im Unterricht das Recht auf Meinungsfreiheit anhand von Mohammed-Karikaturen illustrierte. Nachdem der französische Präsident Emmanuel Macron den Islam daraufhin öffentlich in einer Krise verortete, rief der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan seine Landsleute auf, französische Produkte zu boykottieren. Islamische Länder folgten seinem Kurs.
Diese Entwicklungen zeigen, wie schnell sich politische Risiken zuspitzen und so die Geschäfte von Exporteuren und Investoren massiv gefährden können. Oft kommen die Risiken subtil daher. So ergreifen Regierungen nicht nur nach gewonnenen Wahlen willkürliche Maßnahmen. Medial geführte Auseinandersetzungen und folgenreiche wirtschaftliche Entwicklungen wie stark sinkende Erdöl- und Gaspreise oder Währungseinbrüche bieten ebenso Anlass genug. Dann werden Export- oder Importlizenzen entzogen, Sanktionen gegen Staaten und Unternehmen ausgesprochen oder Staatsgrenzen abgeriegelt. Man kann gar nicht so verrückt denken, was alles passieren kann – und das gilt mitnichten nur für Schwellen- und Entwicklungsländer.
Die Versicherer reagieren auf diese Gefährdungslage, indem sie zum Beispiel deutlich mehr Informationen einfordern, bevor sie sich für eine Quotierung entscheiden. Auch deshalb sollten sich Unternehmen trotz der coronabedingten Restriktionen Klarheit über ihre Risiko-Exponierung verschaffen. Das gilt sowohl für Sach- und Betriebsunterbrechungsrisiken entlang der Lieferketten als auch für die vielfältigen politischen Risiken. Die Welt ist zusammengerückt. Auch das hat die Pandemie offengelegt. Jederzeit kann es irgendwo brennen. Es ist höchste Zeit, in den Risikodialog einzutreten.