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Versicherer vor Neuausrichtung

Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind nicht neu und standen bereits vor 30 Jahren auf der politischen Agenda. Im Jahr 2015 bekam das Thema durch das globale Klimaschutzabkommen von Paris einen nachhaltigen „Push“.

Aktuell scheint sich die Versicherungsindustrie innerhalb des Nachhaltigkeitsrahmens E-S-G (Environment, Social and Governance) noch sehr stark auf das „E“ für Umwelt zu fokussieren. Dabei ist zwischen Versicherern zu unterscheiden, die selbst „grün“ werden möchten, und denjenigen, die das Thema „Nachhaltigkeit“ als Vorwand nutzen, um ihren Versicherungsschutz einzuschränken. Letzteres trifft insbesondere Industrieunternehmen, die ihr Geschäftsmodell nachhaltig verändern und eine eigene Nachhaltigkeits-DNA entwickeln wollen.

Märkte bleiben herausfordernd

In den letzten Jahren führten die Häufung und zunehmende Intensität von Schäden in vielen Bereichen zu einer deutlichen Verhärtung des Marktes. Die Folgen: Prämienerhöhungen, schlechtere „terms & conditions“, ein „Durcheinander“ von (Silent-)Cyber- und Pandemieklauseln sowie Kapazitätsreduzierungen. Zusätzlich getriggert wird dies durch die sich im Zuge der anhaltenden Nachhaltigkeitsdiskussion vollziehenden Einschränkungen.

Risikoträger müssen die Nachhaltigkeit im eigenen Unternehmen mit den Zielen in Einklang bringen, zu denen sie sich selbst verpflichtet haben.

Jürgen Nief

Risikoträger müssen die Nachhaltigkeit im eigenen Unternehmen bei Geschäftsprozessen, bei Kapitalanlagen, bei der Versicherung von Risiken und bei der Produktgestaltung mit den Zielen in Einklang bringen, zu denen sie sich selbst verpflichtet haben. Dabei gilt es unverändert, dem gesamtwirtschaftlichen Auftrag unvermindert gerecht zu werden: Versicherungsschutz bereitstellen und Kunden in der Transformation begleiten.

Ausblick

Die Nachhaltigkeitsdiskussion wird sich nicht entspannen. Es ist eher davon auszugehen, dass sie sich noch verschärfen wird, also letztlich mit noch mehr Einschränkungen für Kunden einhergeht. Dies gilt zumindest, solange ein Risikoträger höhere Anforderungen als die vom Gesetzgeber gemachten Vorgaben stellt.

Kunden ihrerseits setzen nicht nur voraus, dass Risikoträger ihrer Gesamtverantwortung gerecht werden. Gleichzeitig erwarten sie, dass die Versicherer die Risiken in den unterschiedlichen Industrien abdecken, um damit auch in Zukunft wirtschaftliches Handeln und Wachstum zu ermöglichen. Insgesamt bekommt so die Frage nach der Relevanz der Industrieversicherung durch die Nachhaltigkeitsdiskussion eine neue Bedeutung.