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Im Fokus der Wirtschaft

Die Weltgemeinschaft verabschiedete 2015 die Agenda 2030, darin verankert: die 17 Sustainable Development Goals, kurz SDGs. Diese Ziele für eine (globale) nachhaltige Entwicklung richten sich weltweit an Regierungen, Zivilgesellschaften, Privatwirtschaft und Wissenschaft. Alle Staaten sind aufgefordert, ihr Handeln so auszurichten, dass ein menschenwürdiges Leben überall auf der Welt möglich wird und gleichsam die natürlichen Lebensgrundlagen dauerhaft bewahrt werden. Diese Handlungsmaxime umfasst ökonomische, ökologische und soziale Aspekte.

Anpassungsdruck steigt

Rechtliche Rahmenbedingungen erhöhen zusehends den Druck auf Unternehmen, sich intensiv mit Maßnahmen zur Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Beispiel Lieferkettengesetz: Mittels definierter Sorgfaltspflichten soll bei künftigen Aktivitäten sichergestellt werden, dass Menschenrechte umfassend geachtet werden.

Kunden, Lieferanten, Beschäftigte, Investoren, Finanzgeber und Geschäftspartner werden zunehmend nachhaltiges Handeln einfordern und dieses in ihre Entscheidungen einbeziehen.

Jörg Mielke

Die Vorgaben beziehen sich auf den eigenen Geschäftsbetrieb und das Handeln von Vertragspartnern sowie (mittelbaren) Zulieferern. Für Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden gelten die Regelungen ab 1. Januar 2023, für solche mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden ab 1. Januar 2024. Die Verantwortung der Unternehmen besteht damit entlang der gesamten Lieferkette. Verstöße können mit Bußgeldern von bis zu zwei Prozent des Umsatzes geahndet werden. Zudem plant die Europäische Union ab 2024, also erstmals für das Berichtsjahr 2023, die CSR (Corporate Social Responsibility)-Berichtspflicht auf große Kapitalgesellschaften auszuweiten. In Deutschland müssen dann mehr als 16.000 Unternehmen zur Nachhaltigkeit berichten. Auf viele Gesellschaften kommen somit erhebliche Veränderungen bezüglich Berichterstattung und Priorisierung von Maßnahmen und Zielen zu.

Ausblick

Unternehmen werden dem Thema Nachhaltigkeit deutlich höhere Priorität einräumen müssen, um sowohl den regulatorischen als auch den gesellschaftlichen, ökonomischen und ökologischen Anforderungen gerecht zu werden. Gleichzeitig werden Kunden, Lieferanten, Beschäftigte, Investoren, Finanzgeber und Geschäftspartner zunehmend nachhaltiges Handeln einfordern und dieses in ihre Entscheidungen einbeziehen.

Die rechtlichen Anforderungen, die Komplexität der Themen, das Reporting, die Erwartungen der unterschiedlichen Stakeholder und die Reputationsrisiken (Stichworte Greenwashing oder „schwarzes Schaf der Branche“) sind nicht zu unterschätzen, weshalb Unternehmen umgehend, intensiv und umfassend geeignete Maßnahmen ergreifen sollten. Konkret bedeutet das: Geschäftsmodelle müssen überdacht und auf Nachhaltigkeit geprüft werden. Auf Seiten der Versicherungswirtschaft haben die Anbieter ihre Kapitalanlagepolitik zusehends adjustiert. Nun stehen die Geschäfts- und Risikopolitik unter erheblichem Anpassungsdruck.