Gig Economy: Finanzielle Sicherheit oder mehr Selbstbestimmung für die Belegschaft von morgen?

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Neue Entwicklungen und Technologien haben in den vergangenen zehn Jahren viel verändert und einige Trendwenden hervorgerufen: Weltweit herrscht heute ein Mangel an Talenten, Arbeitnehmer fordern eine bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben und der Bedarf an Arbeitskräften auf Abruf ist spürbar gestiegen. Das Resultat ist eine wachsende Gig Economy, die nicht zuletzt auch durch die Covid-19-Krise weiter vorangetrieben wurde. Unternehmen müssen nun hinterfragen, ob traditionelle Personalbestandsmodelle noch zeitgemäß sind. In einer kürzlich veröffentlichten Studie betrachtete Aon die aktuellen Herausforderungen der Gig Economy und die Motivation von Gig-Arbeitskräften und untersuchte, wie Unternehmen diese Ressourcen optimal für sich nutzen können.

Was versteht man unter Gig Economy?

Die Gig Economy bezeichnet einen Teilbereich des Arbeitsmarktes, in dem kleinere Aufträge kurzfristig an unabhängige Selbständige, Freiberufler, Plattform-Jobber, befristet Beschäftigte oder Zeitarbeiter vergeben werden. Meist bringen die Auftragnehmer, sogenannte Gig-Arbeiter, darüber hinaus neben ihrer Arbeitskraft auch weitere für die Dienstleistung notwendige Ressourcen wie private Fahrzeuge oder Mobiltelefone mit.

Der Begriff Gig Economy entstand etwa 2009 in den USA, als sich erstmals innovative Start-Ups über Online-Plattformen wie Uber oder Lyft bildeten. Lokale Beispiele sind Deliveroo oder MyHammer.

Gig Economy ist keine vorübergehende Erscheinung

Gig Economy ist auf dem Vormarsch. Eine bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben sowie mehr Wahlmöglichkeiten bei Arbeitsmodellen für Arbeitnehmer bei gleichzeitig geringeren Kosten für Arbeitgeber: Angesichts dieser Beschreibung scheint die Gig Economy eine Revolution der Beschäftigungsverhältnisse mit Potenzial zu sein. Eine Revolution ist sie zweifelsfrei: Laut einer im März 2020 durchgeführten Aon-Studie beschäftigt bereits fast jedes achte Unternehmen 51 bis 75 Prozent Gig-Arbeiter. 26 Prozent der Personalleiter erwarten, dass die Zahl dieser Arbeitsplätze innerhalb der nächsten fünf Jahre noch weiter steigen wird.

Die Covid-19-Pandemie wird dazu voraussichtlich einen erheblichen Teil beitragen. So ist davon auszugehen, dass Erwerbstätige als Folge der Krise zu einer Neubewertung ihrer Zeitaufteilung gelangen und das von ihnen als wichtig erachtete stärker in den Vordergrund stellen. Die Forderung nach mehr Flexibilität am Arbeitsplatz wird sich damit weiter verstärken. Jetzt, da Arbeitnehmer neue Arbeitsmodelle kennengelernt haben, ist es unwahrscheinlich, dass dieser Wunsch – unabhängig vom Beschäftigungsstatus – nach der der Pandemie abnehmen wird. Für Arbeitgeber ergibt sich daraus die Frage, ob es wirtschaftlicher ist, einen Festangestellten mit flexiblem Arbeitsmodell oder einen Gig-Arbeiter zu beschäftigen.

Die Beweggründe hinter dem Trend

Insbesondere für Arbeitnehmer ergeben sich mit dieser neuen Arbeitsform viele Vorteile, wobei die persönliche Freiheit und Selbstbestimmung im Vordergrund stehen. Indem sie ihre Jobs selbst wählen, können sie sich auf für sie attraktive Aufgabenbereiche fokussieren und dabei ihr Arbeitspensum weitestgehend selbst bestimmen. Mit einer entsprechenden Expertise haben sie dabei auch die Möglichkeit, schneller mehr Geld zu verdienen, schließlich können sie die Jobs nach einer Vergütung wählen, die ihren Vorstellungen entspricht. Gig-Arbeiter sind nicht an ihre Stelle gebunden und müssen deshalb nicht erst auf die nächste Beförderung warten, um mehr Geld zu bekommen oder sich weiterzuentwickeln. Da die Arbeit insgesamt flexibler und in der Regel nicht ortsgebunden ist, lassen sich auch Privat- und Berufsleben besser miteinander vereinbaren. Die meisten Gig-Arbeiter sind dabei nicht nur in einem Unternehmen tätig und können somit von abwechslungsreichen Aufgaben, Erfahrungsgewinn und hohen Vergütungen profitieren.

Doch auch immer mehr Arbeitgeber sehen Vorteile in dieser Form der Beschäftigung. Mit Gig-Arbeitern können sie beispielsweise vakante Stellen vorübergehend besetzen, bis sie einen geeigneten Mitarbeiter gefunden haben, was ihnen einen hohen Druck bei der Personalsuche nimmt. Auch kurzfristige Projekte, die spezielles Know-how erfordern oder ein vermehrter Arbeitsaufwand in heißen Phasen können durch Gig-Arbeit kompensiert werden. Immer mehr Unternehmen stellen Mitarbeiter zudem zunächst befristet und mit Aussicht auf eine Festeinstellung ein, was ihnen zusätzliche Sicherheit gibt.

Belegschaften neu gedacht

Die von Aon durchgeführte Studie zur Gig Economy zeigt deutlich, dass die Gig Economy fester Bestandteil der Arbeitswelt sein wird. Wenn auch vom Ausmaß noch unbekannt, sind Unternehmen gut beraten, sich mit einer erweiterten Belegschaft auseinanderzusetzen und ihre Mitarbeiter insgesamt in den Fokus zu setzen. Denn: Spezialisierte Fachkräfte werden weltweit immer schwieriger zu bekommen sein. Es gilt nun, auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmer zu hören und ihnen das zu bieten, was sie brauchen. Dabei müssen gleiche Bedingungen sowohl für traditionelle Mitarbeiter als auch für Gig-Arbeiter geschaffen werden. Auf diese Weise gelingt es Arbeitgebern schließlich, die besten Talente anzuziehen und zu halten und einen Wettbewerbsvorteil zu schaffen.

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